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NOXE

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Jakob Blumtritts Tagesgeschäft: die ästhetischen Sinne der Philosophie des Geistes; und der Geist ward der nervöse Genius der Materie.
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Wenn ich mich eingehend mit dem befasse, was ich mein ›Ich‹ nenne, stoße ich immer auf die eine oder andere bestimmte Wahrnehmung, von Hitze und Kälte, Licht oder Schatten, Liebe oder Haß, Schmerz oder Vergnügen. Ich kann mein ›Ich‹ nie ohne eine Wahrnehmung erfassen und kann niemals etwas ohne die Wahrnehmung betrachten. Wenn diese Wahrnehmung für eine Zeit aussetzt, wie etwa im Schlaf, bin ich mir meines Ichs nicht bewußt, und man kann füglich von mir sagen, daß ich nicht existiere. Und würden meine Wahrnehmungen durch den Tod allesamt verschwinden und ich könnte nach der Auflösung meines Körpers weder denken, fühlen, sehen noch lieben oder hassen, dann kann ich mir auch nicht vorstellen, was weiter noch nötig wäre, um mich zu einem vollkommenen Nichts zu machen.

David Hume, Treatise of Human Knwoledge, Harmondsworth, Band. I, Teil IV. VI, Seite 300.

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"Handeln heißt ruhen.
Alle Probleme sind unlösbar. Das Vorhandensein eines Problems setzt das Nichtvorhandensein einer Lösung voraus. Eine Tatsache suchen bedeutet , daß es keine Tatsache gibt. Denken heißt nicht existieren können.
Bisweilen verbringe ich Stunden auf dem Terreiro do Paço', am Fluß, und sinne vergebens. Meine Unrast will mich beständig dieser Ruhe entreißen, und meine Trägheit hält mich beständig in ihr gefangen. In diesem Zustand körperlicher Erschöpfung, der nur so entfernt an Lust erinnert wie das Wispern des Windes an Stimmen, sinne ich nach über die ewige Unstillbarkeit meines unbestimmten Verlangens, über die beständige Unbeständigkeit meiner unerfüllbaren Sehnsüchte. Ich leide vor allem an dem Übel, leiden zu können. Mir fehlt etwas, nach dem mich nicht verlangt, und ich leide, weil dies nicht wirklich leiden ist.
Der Kai, der Nachmittag, der Meeresgeruch, alle fließen sie zusammen ein in die Komposition meiner tiefen Angst. Die Flöten unmöglicher Hirten könnten nicht lieblicher sein als ihr Fehlen hier, das mich genau an sie erinnert. Die fernen Idyllen an den Ufern kleiner Flüsse schmerzen mich in einer Stunde wie dieser, [...]"
Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe, § 107, S. 119, Zürich 2006.
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Gefesselter Teste. Ich weiß so vieles – ich ahne so viele Zusammenhänge – daß ich nicht mehr spreche. Ich denke nicht einmal mehr, denn kaum kommt eine Idee auf, spüre ich im voraus, wie ein gewaltiges System ins Beben gerät; wie eine ungeheure Arbeit abverlangt wird, und daß ich nie so weit gehen werde, wie ich weiß, daß man gehen müßte. All das ermüdet mich schon im Ansatz. Es wird mir an Mut gebrechen, näher auf jenen Blitz einzugehen, der in einem einzigen Augenblick Jahre erhellt.

Paul Valéry, Werke, Frankfurter Ausgabe in 7 Bänden, Herausgegeben von Jürgen Schmidt-Radefeldt, Band 5, Zur Theorie der Dichtkunst und vermischte Gedanken, Cahier / Heft B 1910, S. 185 f., Berlin 2021.

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Es gibt einen Schwachkopf in mir, und ich muß mir seine Fehler zunutze machen. Nach außen hin muß ich sie tarnen, Entschuldigungen für sie suchen … Aber innerlich verleugne ich sie nicht, sondern versuche, sie nützlich zu verwenden. Das ist ein ewiger Kampf gegen die Lücken, gegen die Versäumnisse, gegen Zersplitterung, Zerfahrenheit. Aber wer ist Ich, wenn sie nicht Ich sind?

Paul Valéry, Werke, Frankfurter Ausgabe in 7 Bänden, Herausgegeben von Jürgen Schmidt-Radefeldt, Band 5, Zur Theorie der Dichtkunst und vermischte Gedanken, Cahier / Heft B 1910, S. 183, Berlin 2021.

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»Do you know, my dear friend,« says the writer, addressing, no doubt, a contemporary – »Do you know that it is scarcely more than eight or nine hundred years ago since the metaphysicians first consented to relieve the people of the singular fancy that there exist but two practicable roads to Truth? Believe it if you can! It appears, however, that long, long ago, in the night of Time, there lived a Turkish philosopher called Aries and surnamed Tottle.« [Here, possibly, the letter-writer means Aristotle; the best names are wretchedly corrupted in two or three thousand years.] »The fame of this great man depended mainly upon his demonstration that sneezing is a natural provision, by means of which over-profound thinkers are enabled to expel superfluous ideas through the nose; but he obtained a scarcely less valuable celebrity as the founder, or at all events as the principal propagator, of what was termed the deductive or à priori philosophy. He started with what he maintained to be axioms, or self-evident truths: – and the now well-understood fact that no truths are self-evident, really does not make in the slightest degree against his speculations: – it was sufficient for his purpose that the truths in question were evident at all. From axioms he proceeded, logically, to results. His most illustrious disciples were one Tuclid, a geometrician,« [meaning Euclid] »and one Kant, a Dutchman, the originator of that species of Transcendentalism which, with the change merely of a C for a K, now bears his peculiar name.«

E.A. Poe, The Complete Works, ed. by James A. Harrison, Vol. 16, Eureka. A Prose Poem, p. 188f., New York: Crowell, 1902 (Virginia Edition).

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Ah if they could only begin, and do what they want with me, and succeed at last, in doing what they want with me, I’m ready to be whatever they want, I’m tired of being matter, matter, pawed and pummelled endlessly in vain. Or give me up and leave me lying in a heap, in such a heap that none would ever be found again to try and fashion it. But they are not of the same mind, they are all of the same kidney and yet they don’t know what they want to do with me, they don’t know where I am, or what I’m like, I’m like dust, they want to make a man out of dust.

Samuel Beckett, The Unnamable. 

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›My first interview with the manager was curious. He did not ask me to sit down after my twenty-mile walk that morning. He was common place in complexion, in feature, in manners, and in voice. He was of middle size and of ordinary build. His eyes, of the usual blue, were perhaps remarkably cold, and he certainly could make his glance fall on one as trenchant and heavy as an axe. But even at these times the rest of his person seemed to disclaim the intention. Otherwise there was only an indefinable, faint expression of his lips, something stealthy—a smile—not a smile—I remember it, but I can’t explain. It was unconscious, this smile was, though just after he had said something it got intensified for an instant. It came at the end of his speeches like a seal applied on the words to make the meaning of the commonest phrase appear absolutely inscrutable. He was a common trader, from his youth up employed in these parts—nothing more. He was obeyed, yet he inspired neither love nor fear, nor even respect. He inspired uneasiness. That was it! Uneasiness. Not a definite mistrust—just uneasiness—nothing more. You have no idea how effective such a ... a ... faculty can be.‹ - ›Mein erstes Gespräch mit dem Direktor war seltsam. Er bot mir, nach meinem Dreißig-Kilometer-Marsch an jenem Morgen, keinen Stuhl an. Sein Aussehen, sein Gesicht, sein Verhalten, seine Stimme waren ganz gewöhnlich. Er war mittelgroß und normal gewachsen. Seine Augen, von einem üblichen Blau, waren möglicherweise kälter als andere, und ganz sicher verstand er es, seinen Blick scharf und schwer wie eine Axt auf einen niederfallen zu lassen. Doch selbst dann schien eine übrige Person jede Absicht zu widerlegen. Sonst war da nur ein undefinierbarer, schwacher Ausdruck seiner Lippen, etwas Verstohlenes – ein Lächeln – nein, kein Lächeln – ich erinnere mich dran, kanns aber nicht erklären. Es war unbewußt, dieses Lächeln, obwohl es für einen kurzen Augenblick stärker wurde, wenn er etwas gesagt hatte. Es stellte sich am Ende seiner Äußerungen wie ein Siegel ein, das er den Wörtern aufdrückte, um den Sinn des allergewöhnlichsten Satzes unergründlich erscheinen zu lassen. Er war ein gewöhnlicher Geschäftsmann, seit seiner Jugend in dieser Gegend beschäftigt – nichts mehr. Man gehorchte ihm, obwohl er weder Liebe noch Angst einflößte, nicht einmal Respekt. Er flößte Unbehagen ein. Das wars! Unbehagen. Nicht eigentlich Mißtrauen – nur Unbehagen – nichts mehr. Ihr habt keine Ahnung, wie wirkungsvoll  so eine…so…eine Fähigkeit sein kann.‹

Joseph Conrad, Heart of Darkness and selected Short Stories, Barnes & Noble Classics Series, With an Introduction and Notes by A. Michael Matin, Barnes & Nobles 2003, >; Joseph Conrad, Werke, »Zürcher Ausgabe« in neu übersetzten Einzelbänden, Bd. 2., Herz der Finsternis, Mit dem »Kongo-Tagebuch« und dem »Up-river Book« sowie einem Nachwort im Anhang neu übersetzt von Urs Widmer, S. 41f., Zürich 1992.    

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It’s not that students don’t “get” Kafka’s humor, but that we’ve taught them to see humor as something you get–the same way we’ve taught them that a self is something you just have. No wonder they cannot appreciate the really central Kafka joke: that the horrific struggle to establish a human self results in a self whose humanity is inseparable from that horrific struggle. That our endless and impossible journey toward home is in fact our home.
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The way in which the world is imagined determines at any particular moment what men will do. It does not determine what they will achieve. It determines their effort, their feelings, their hopes, not their accomplish-ments and results.

Lippmann, Walter. Public Opinion. New York: Harcourt, Brace and Company, 1922, q. a.: Mary Efrosini Gregory, Free Will in Montaigne, Pascal, Diderot, Rousseau, Voltaire and Sartre, Currents in Comparative Romance Languages and Literatures, Tamara Alvarez-Detrell and Michael G. Paulson General Editors Vol. 209, New York 2012.

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“Ya got cigarettes?” she asks. “Yes,”  I say, “I got cigarettes.” “Matches?” she asks. “Enough to burn Rome.” “Whiskey?” “Enough whiskey for a Mississippi River of pain.” “You drunk?” “Not yet.”

Chuck Bukowski, Play the Piano Drunk Like a Percussion Instrument Until the Fingers Begin to Bleed a Bit- through the streets of anywhere (via words-and-coffee)

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I feel that my feelings are like everybody else’s. I don’t think a writer knows his feelings, though. That’s why he writes. I would say that he probably knows them less than anyone else. Generally speaking, a writer is more confused, more bewildered, than other people who aren’t writers. One of the absolute qualifications for a writer is not knowing his arse from his elbow. I think that’s where it starts. With a lack of knowledge. The sense of not knowing what is happening and the need to organise experience on the page or in the song is one of the motivations of a writer.

Leonard Cohen in an interview with John Wilde in “Len,” Blitz, 1988. (via quotablecohen)

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Denn was lässt sich noch darstellen, wenn es im Wesen der Sache liegt, sich der Darstellung zu entziehen? Darzustellen bleiben die Bedin- gungen des Sich-Entziehens.

Samuel Beckett: »Peintres de l’Empêchement«, in: Derrière le miroir, n°11-12 (Juni 1948), jetzt in: ders., Disjecta, London: Calder 1983, S. 133-137, hier S. 136 (Übers. v. E. Alloa), >.

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