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#notiz – @noxe on Tumblr
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NOXE

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Jakob Blumtritts Tagesgeschäft: die ästhetischen Sinne der Philosophie des Geistes; und der Geist ward der nervöse Genius der Materie.
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»Ad deutsche Ideologie.« - Diejenigen, die aus der Shoah den Abgrund der Geschichte machen, in dem Platz für alles ist, mit dem sie eine Sinngebung des Sinnlosen betreiben, mit dem sie rechtfertigen, was immer sie wollen, sind nicht die, welche den bewaffneten und staatlich organisierten Widerstand Israels gegen den Antisemitismus organisieren, sondern die zeitgenössischen Antisemiten, die sich mit der Idiotie des Realen identifizierend, barbarische Idiotie als edle Moral behaupten. Und sie können dies, weil Geschichte schlechterdings nichts lehrt. Als Bauchredner dieses Unwesens ist Heiko Maas wegen Auschwitz in die Politik gegangen. Man sollte dies ernst nehmen, indem man realisiert, dass er als Politiker nicht nur seinen Beruf sondern auch seine Mission gefunden hat.

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»Und Törleß wachte mit einem Schrei auf: Kant!« (Robert Musil, Die Verwirrungen des Zögling Törleß) – Moses Mendelssohn bezeichnete einmal Kants »Kritik der reinen Vernunft« als ein »Nervensaft verzehrendes Werk«. Ob es am rationalistischen Geist dieses Werkes liegt, welches wie eine vampirische Macht erscheint, was Törleß widerfährt, als er versucht, es mit diesem aufzunehmen? »Törleß hatte sich nämlich gleich am Morgen die Reclamausgabe jenes Bandes [Kants Kritik der reinen Vernunft] gekauft, die er bei seinem Professor gesehen hatte, und benützte die erste Pause, um mit dem Lesen zu beginnen. Aber vor lauter Klammern und Fußnoten verstand er kein Wort, und wenn er gewissenhaft mit den Augen den Sätzen folgte, war ihm, als drehe eine alte, knöcherne Hand ihm das Gehirn in Schraubenwindungen aus dem Kopfe. Als er nach etwa einer halben Stunde erschöpft aufhörte, war er nur bis zur zweiten Seite gelangt, und Schweiß stand auf seiner Stirne. Aber dann biß er die Zähne aufeinander und las nochmals eine Seite weiter, bis die Pause zu Ende war. Abends aber mochte er das Buch schon nicht mehr anrühren. Angst? Ekel? - er wußte nicht recht. Nur das eine quälte ihn brennend deutlich, daß der Professor, dieser Mensch, der nach so wenig aussah, das Buch ganz offen im Zimmer liegen hatte, als sei es für ihn eine tägliche Unterhaltung.«

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»Foucault mit Nietzsche.« - »Oftmals ist es sinnvoll, oftmals sogar unvermeidlich, Reflexion, Macht und die Kopräsenz von Spuren einer fiktiven Einheit zu attribuieren, damit die Koordination der Textfunktionen als Einheit gedacht werden kann.«1 Stellt das nicht eine spezifisch foucaultsche Regression dar? Andererseits sollte man in dieser Sache nicht vorschnell urteilen, immerhin kann man einem Zitat von Nietzsche einen wichtigen Hinweis entnehmen, dass Foucault mit dieser Strategie nicht nur eine pragmatische Orientierung ausgibt, sondern eben schlichtweg etwas Wichtiges für die Arbeit des Schriftstellers sagt, was über das Pragmatische hinaus geht. Deutet das foucaultsche Zitat mit dem Adjektiv ›unvermeidlich‹ nicht jene Notwendigkeit an, die Nietzsche anspricht [?]: »Der strenge Zwang, welchen sich die französischen Dramatiker auferlegten, in Hinsicht auf Einheit der Handlung, des Ortes und der Zeit, auf Stil, Vers- und Satzbau, Auswahl der Worte und Gedanken, war eine so wichtige Schule, wie die des Kontrapunkts und der Fuge in der Entwicklung der modernen Musik oder wie die Gorgianischen Figuren in der griechischen Beredsamkeit. Sich so zu binden kann absurd erscheinen; trotzdem gibt es kein anderes Mittel, um aus dem Naturalisieren herauszukommen, als sich zuerst auf das Allerstärkste (vielleicht Allerwillkürlichste) zu beschränken.«2

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1 Michel Foucault, Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits, Bd. IV, Über sich selbst schreiben [1983], Schriften zu Literatur, S. 355f., Frankfurt/M. 2005.

2 Friedrich Nietzsche, Werke und Briefe, Bd. 1, Menschliches, Allzumenschliches, 221., Revolution in der Poesie, S. 577-578, München/Wien 1954.

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Aus meinen Lektüren

Valéry weicht im Monsieur Teste auch mal von diesem rigiden und zurichtenden Pathos der Clarté und Präzision ab, der bereits auch als ein Pathos der Moderne oder der Avantgarde gelesen werden kann, welches der Begabung und dem Talent überlegen sein soll. Als Leser kann man ein klein wenig entfernt von der engelsgleichen Strenge des Monsieur Teste etwas durchatmen: »Wir nehmen das köstliche Treiben in uns auf. Unsere Augen trinken das gefleckte Licht, wie es auf jedes zufällig gestreifte Gesicht ein Lächeln legt, über die Stirn jeder Frau huscht, die sich zwischen den schmalen Wagen und den anderen Geschehnissen flink hindurchwindet. Eine bleiche Straße, zarte Schattenklippe mit samtweichen Balkonen, schwebt, abschüssig hier, an einem leicht lichtflirrenden Himmel; und vor uns sind, versunken im reinen, unauslotbaren Boden, dem Licht entsteigt, Passanten aufgetaucht, gleichen uns und strömen in der Sonne auseinander.«

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Vielleicht zeigt sich die Magie der Sprache so: Die Welt wird in und durch die Sprache entmachtet, bis man selber von der Sprache entmachtet ist. Dadurch sieht man wehenden Auges auf das entfernte Ideal des Schriftstellers, sich wahrhaftig mit der Negativität der Sprache auseinanderzusetzen; was freilich nichts taugt, außer, dass jemand durch solch eine Vorstellung zumindest zu jemandem wird.

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»Before the devil knows you're dead.« – Es gibt keine Geschichten mehr zu erzählen, es hat mir die Sprache verschlagen. Was könnte man sich nicht alles erzählen, wenn man sich hieraus einige Fäden zu spinnen vermochte: »homo homini daemon.«1 Es wird erzählt, dass Dämonen in oder neben der Menschen Herz Platz nehmen. Sie sollen jedoch bei den Sterblichen darauf achten, dass sie nicht an deren Herz weilen, wenn sie bereits im Sterben begriffen sind; bei Herzstillstand wären sie dann wie Gefangene in einem Kerker. Verständlich, dass sie den Sterblichen entfliehen wollen. Wer will schon dort eingekerkert sein, wo es keinen Herzschlag mehr zu hören gibt, eher möchte man dort ein- und ausgehen können.

1 Robert Burton, Anatomy of Melancholy, Introduced by William H. Gass, The First Partition, Section  1. Of Diseases in General, and of Melancholy; with a Digression of Anatomy, p. 135, esp. Notes, S. 467, New York 2001. »Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen, kein Mensch, solange er nicht weiß, welcher Art der andere ist.« - Plautus, Asinaria (Die Eselskomödie), 495, II.iv / der Kaufmann (meist zitiert als »der Mensch ist des Menschen Wolf«.) (Original lat.: »lupus est homo homini, non homo, quom(cum) qualis sit non novit.«) - meist zitiert als "Homo homini(s) lupus"

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BEKENNTNIS

Um nicht ausgerechnet durch intellektuelle und theoretische Kritik der Arbeit des Begriffes der Idiotie des Realen zu verfallen, denkt man dialektisch und undialektisch zugleich,1 indem man eine Gegen-Sublime zur Dialektik von Mangel und Verlust des strikten Erfahrungszusammenhangs unterhält. Man erkennt in und durch die Kritik der Arbeit des Begriffs an, dass man nicht ohne freudvolle Affirmation des Unzerstörbaren und des Ungeborenen leben kann. Es ist nichts, was man weiß, wahrscheinlich ist es eher etwas, was man glauben will. Es muss also zu den schwächsten Motiven gezählt werden, für die man am besten bestraft wird.

1 Vgl. Theodor W. Adorno, GS 4, Minima Moralia, Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Vermächtnis, S. 173, Ffm. 2003. 

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noxe

Porträt im Spiegel

Sein Gesicht war – man weiß nicht – was, es war ein fast nichts, eine von irgendeiner unbekannten Macht sichtbar gemachte unerwünschte Wahrheit. Jedes mal wenn man es sah, ließ sich beobachten, dass es den Betrachtenden in ein Grübeln versetzte; derart imponierte sein contre-fait durch eine weitläufigste unentscheidbare Unbestimmtheit, die die äußerste Bestimmtheit war. Fast immer fiel einem nur ein: Allem Anschein nach verbrauchen die unzähligen Versuche, die Angst zu überwinden, viele menschliche Gesichter; jedenfalls haben sie dieses Gesicht hier verbraucht, welches wie eines erschien in dem unzählig viele Gesichter auftauchten, wenn es denn überhaupt noch eines gewesen war.

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These zur Sprache: Wenn der Begriff von der Geltung bloss auf die praktische Sphäre reduziert wird, bekommt man gewaltige Probleme. Der Umstand, dass einem das praktische Bewusstsein der Sprache in und durch sie selbst als eine unmittelbare Wirklichkeit begegnet, lässt sie schon als eine artikulierte Dimension erscheinen, in der es nur noch darauf ankäme, die Unterscheidung zu treffen zwischen den Instrumenten und den Zwecken. Doch wenn man sich nur noch darum kümmert, wird einem keinesfalls eine objektive Bestimmung des Gegenstands möglich sein, und somit wird man sich keinen richtigen Begriff von der Geltung verschaffen können. Um überhaupt die Chance auf ein vernünftiges Urteil zu erlangen, muss es einem gelingen, die Differenz zwischen dem Begriff und der objektiven Möglichkeit des Gegenstandes bestimmen zu können.

Weiteres dazu findet sich hier: https://jakobblumtritt.wordpress.com

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