Irgendwer schrieb in einem Artikel über Schlafstörungen: »Denken im Bett ist Gift für den Schlaf. Im Bett darf man nicht denken.« Was ich träumte, war zwar nicht ganz ein Denken, jedoch provoziert es dazu, denn ich las im Traum, was ich selbst aufgeschrieben hatte: »Wahrheit und Tod sind irrelevant.«
Das Schlafen ist ein starkes Begehren; es ist ebensowenig ein aufzuschiebendes Bedürfnis, wie das Atmen, Essen und Trinken. Wie junge Menschen nach einer Nacht im Club inmitten urbaner Räume, umgeben von fremden Anderen auf der Sitzbank einer U-Bahn, schläft man vereint, bzw. zusammen. Wenn man nicht getrennt träumt, träumt man Unterschiedliches. Träumt man nicht Unterschiedliches, träumt man…
Der unmittelbar gesellschaftliche Charakter des Schlafs: Das Schlafen ist ein sehr starkes Begehren. Man schläft vereint. Wenn man nicht getrennt träumt, träumt man jedenfalls Unterschiedliches. Wenn man nicht Unterschiedliches träumt, träumt man Verschiedenes; was darauf hinaus läuft: Alles was einem widerfährt, schickt man selbst in die Traumarbeit, so wie der Einzelne immer in seinen Kämpfen verletzt wird.
David Foster Wallace, Unendlicher Spass, Aus dem amerikanischen Englisch von Ulrich Blumenbach, S. 89 f., Köln 2009.
Lautréamont, Das Gesamtwerk, Die Gesänge des Maldoror, Erster Gesang, S. 38, Reinbek bei Hamburg 1996.
