mouthporn.net
#manfred dahlmann – @noxe on Tumblr
Avatar

NOXE

@noxe / noxe.tumblr.com

Jakob Blumtritts Tagesgeschäft: die ästhetischen Sinne der Philosophie des Geistes; und der Geist ward der nervöse Genius der Materie.
Avatar
So unabweisbar es ist, dass Taten immer ihren Grund in den libidinösen Besetzungen des Subjekts haben, das Kapital beweist, als bisher einzige Form gesellschaftlicher Synthesis, dass diese Handlungen gesellschaftlich vom Subjekt abgelöst werden können, um einen gesellschaftlichen Raum als Realität zu konstituieren, die ein von den Subjekten autonomes Eigenleben führt. Vernünftig organisiert ist diese Realität, und das wollen Linke einfach nicht begreifen, nicht etwa deshalb nicht, weil in ihr die gesellschaftliche Reproduktion sich über die libidinösen Besetzungen der Subjekte hinweg organisiert, sondern umgekehrt: weil, im Zwang zur Arbeit ebenso wie im Zwang zum Konsum – eingeschlossen in die Anerkennung der Geltung der Formen Staat und Geld –, die Libido der Subjekte sich mit der Objektivität der Reproduktion ineinander verschweißt; erst darüber generiert sich diese Realität als System von Ausbeutung und Herrschaft.

Manfred Dahlmann: Die Liebe zum Recht als Liebe zum Souverän. sans phrase 2/2013

Avatar
reblogged
Die allgemeine, aber besonders unter Linken verbreitete Vorstellung, Politik bestehe darin, die Oberhoheit oder Definitionsmacht – die Hegemonie, so heißt das seit Gramsci – über die inhaltliche Konkretisierung zentraler abstrakt-formaler Begriffe, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Allgemeinwohl usw., zu erlangen, ist zutiefst doktrinär und führt, logisch zu Ende gedacht, zu nichts anderem als dazu, Gruppen, genauer: Rackets zu bilden, die Sprachregelungen für sich als verbindlich erklären, aufgrund derer dann Zugehörigkeitsfragen, also: Freund-/Feind-Bestimmungen rasch und eindeutig geklärt werden können. Ein ungebräuchliches Wort, angebracht in ungewöhnlichem Zusammenhang, und schon wird man in derartig politisch-korrekten Vereinigungen zumindest schief angesehen. Oder, allgemein formuliert: Das Einpassen in vorgegebene Sprachregelungen erspart dem Subjekt die Mühe, eigenständig zu denken und dafür Verantwortung übernehmen zu müssen. Jedenfalls: Kritik setzt demgegenüber Wirklichkeitserkenntnis voraus, und diese ist nicht zu haben, wenn man nominale, normierte Begriffe verwendet, die weniger die Sache erfassen, sondern vor allem auf das darin politisch Gewollte oder Goutierte verweisen.

Manfred Dahlmann: Autonomie und Freiheit oder: Ästhetik wozu? Adornos “Vorrang des Objekts” als notwendige Basis vernünftigen Engagements, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 1, Herbst 2012, S. 16 f.

Avatar
reblogged
Eine Darstellung, die das Kapital nicht als automatisches Subjekt darzustellen vermag, verfehlt die Wirklichkeit. Aber in dem gleichen Maß, zum anderen, wie sie diese gesellschaftlichen Prozesse adäquat erfasst, wird dieselbe Darstellung zutiefst unwahr, wenn es ihr nicht gleichzeitig gelingt, den genetischen Grund offen zu legen, der das Kapital zu diesem Subjekt, zum Weltsouverän, erst machen kann: Und dieser Grund kann in nichts anderem bestehen als in den Entscheidungen jedes einzelnen Subjekts, seine Freiheit in die Autonomie des Kapitals zu verschieben, um sich auf diese Weise seiner Verantwortung dafür zu entledigen, die ihm autonom gegenübertretende Macht aufgrund freier Entscheidung zuvor legitimiert zu haben.

Manfred Dahlmann: Autonomie und Freiheit oder: Ästhetik wozu? Adornos “Vorrang des Objekts” als notwendige Basis vernünftigen Engagements, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 1, Herbst 2012, S. 27. 

Avatar
Die Betonung ist auf den Begriff der Form zu legen, und er wäre so streng aufzufassen wie in der Marxschen Wertformanalyse: Diese Form ist überall dieselbe, sie ist selbst allerdings noch nicht die ‚Katastrophe’, sondern die Bedingung ihrer Möglichkeit.

Gerhard Scheit, zit. n. Manfred Dahlmann, Einleitung, Aus: Ders., Freiheit und Souveränität. Kritik der Existenzphilosophie Jean-Paul Sartres, ça ira 2012, >.

Avatar
reblogged
…Adornos Autonomiepostulat ist ja alles andere als pathetisch, alles andere als affirmativ zu verstehen; alle seine Gedanken zur Ästhetik formulieren die Erkenntnis, dass nur das Einlassen auf die, und die Anerkenntnis der Autonomie der Kunst – allgemein gesprochen: dass nur der Vorrang des Objekts es überhaupt ermöglicht, die falschen Autonomien dieser Gesellschaft (in Staat, Ökonomie, Kultur usw.) erfahrbar zu machen und die Möglichkeiten zur Freiheit erkennen zu können.

Manfred Dahlmann: Autonomie und Freiheit oder: Ästhetik wozu? Adornos “Vorrang des Objekts” als notwendige Basis vernünftigen Engagements, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 1, Herbst 2012, S. 23.

Avatar
reblogged
Avatar
noxe

In seinen Texten gegen Sartre trifft Adorno den Existenzialismus, aber geht an Sartre vorbei – diese These nahm Manfred Dahlmann (ISF) in einem Vortrag am 02.11.2011 in Freiburg zum Ausganspunkt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Kritischen Theorie und dem philosophischen Entwurf Sartres herauszuarbeiten. Er referiert vor allem über die Begriffe der Autonomie und der Freiheit und knüpft dabei an die Diskussionen an, die in der Prodomo (Teil 1 und Teil 2 seines Beitrags) und auf der Konferenz der Sonntagsgesellschaft geführt wurden. Zuletzt spricht er über den Begriff der Scham und setzt ihn in Beziehung zum Kapital. Siehe auch die anderen Beiträge zum Existenzialismus im Audioarchiv.

Weil nur der je einzelne Mensch frei sein kann, nicht aber etwas ihn, d.h. seinen individuellen Leib Überschreitendes, darum, so lautet Sartres logisch unwiderlegbares Urteil, kann keinem äußeren Objekt die Fähigkeit, autonome Entscheidungen zu fällen, zugesprochen werden. Wenn ein Subjekt einem ihm Äußeren – sei‘s Gott, der Natur oder dem Staat, dem Kapital, dem Schönen oder gar dem Glück –, derart Autonomie zuschreibt, belügt es sich, um die Angst vor der Freiheit zu beherrschen und sich für seine Taten nicht verantwortlich fühlen zu müssen. Wenn man Adornos Ästhetik dieser Subjektbestimmung konfrontiert, läßt sich jedoch zeigen, daß, so sehr Sartre logisch im Recht sein mag, die Kritik im Grunde darauf zielen muß, genau jenes für Sartre Unmögliche dennoch zur Darstellung zu bringen: um die Verkehrungen erkennen zu können, dank derer das Kapital als automatisches Subjekt, als Souverän, agieren kann. Diese Kritik muß zum einen erkennen lassen, daß jede Form geschichtlich geworden, das heißt “sedimentierter Inhalt” ist; in diesem Erkenntnisinteresse gibt es zwischen Adorno und Sartre keine Differenz. Als derart Erkanntes schlägt sie zum anderen aber auch auf jede Logik, somit auch die Sartres, zurück: sie relativiert sie dahingehend, daß auch die Freiheit in eine Objektivität, in eine – bewußt gewählte – Form eingebettet werden muß; wenn auch in eine, die es, im Gegensatz zur Autonomie des Kapitals, verhindert, daß sie sich gegen sich selbst wendet. Aus der Konfrontation Adornos mit Sartre ergeben sich jedenfalls Subjektbestimmungen und Urteile über die Negativität der Gesellschaft, die, ungeachtet aller Differenzen im Grundsätzlichen, überraschende Gemeinsamkeiten zwischen diesen Protagonisten der individuellen Freiheit beziehungsweise des Nichtidentischen erkennen lassen. – Es spricht Manfred Dahlmann (ISF Freiburg), der u.a. für die Zeitschriften “Prodomo”, “Jungle World” und “Bahamas” schreibt (siehe: hier).

Avatar
reblogged
Avatar
remifentanil
Die allgemeine, aber besonders unter Linken verbreitete Vorstellung, Politik bestehe darin, die Oberhoheit oder Definitionsmacht - Hegemonie, so heißt das seit Gramsci - über die inhaltliche Konkretisierung zentraler abstrakt-formaler Begriffe, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Allgemeinwohl usw., zu erlangen, ist zutieft doktrinär und führt, logisch zuende gedacht, zu nichts anderem als dazu, Gruppen, genauer: Rackets zu bilden, die Sprachregelungen für sich als verbindlich erklären, aufgrund derer dann Freund-/Feind-Bestimmungen rasch und eindeutig geklärt werden können.

Manfred Dahlmann, Autonomie und Freiheit oder: Ästhetik wozu? Adornos ‘Vorrang des Objekts’ als notwendige Basis vernünftigen Engagements, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik. #1, ca ira 2012 (via drkorsakov)

You are using an unsupported browser and things might not work as intended. Please make sure you're using the latest version of Chrome, Firefox, Safari, or Edge.
mouthporn.net