Theodor W. Adorno, Nachgelassene Schriften (Hrsg. v. Theodor W. Adorno Archiv), Abteilung IV: Vorlesungen, Bd. 4, Kants »Kritik der reinen Vernunft« (1959), Hrsg. v. Rolf Tiedemann, 2. Vorlesung 14. 5. 1959, S. 28f., Ffm. 1995.
Es geht im Grunde bei Kant immer darum, daß Vernunft kritisiert wird nicht etwa im Sinn einer bloßen logischen Vernunft – ob sie in sich selber geradezu mit logischem Denken identisch –, sondern der Sinn der Kantischen Vernunft ist überall, daß die Vernunft reflektieren soll auf ihr eigenes mögliches Verhältnis zu verschiedenen Typen von Gegenständen; wobei allerdings […] vorausgesetzt wird, daß dabei die Vernunft es vermag – was ja eine starke Zumutung ist –, über ihr eigenes Verhältnis zu den Gegenständen etwas Verbindliches, etwas wirklich Zwingendes auszumachen.
Ich bitte jeden Menschen, der denkt, mir zu zeigen, was vom Leben übrig bleibt.
Charles Baudelaire, zit. n. Roberto Calasso, Der Traum Baudelaires, S. 5, München 2012.
Was endlich die Deutlichkeit betrifft, so hat der Leser ein Recht, zuerst die discursive (logische) Deutlichkeit durch Begriff, dann aber auch eine intuitive (ästhetische) Deutlichkeit durch Anschauungen, d. i. Beispiele oder andere Erläuterungen in concreto, zu fordern.
Kant, Kritik der reinen Vernunft, Vorrede zur ersten Auflage, S. 21, Köln 1995.
»Ach weißt du«, sagt Tristano und zwirbelt seinen Schnurrbart, »mir ist alles Biographische suspekt. […] die Aussichtslosigkeit jeder Bewegung, jeder Erklärung, jeder Selbstdarstellung. Von Iserlohn über Castrop-Rauxel nach Wanne-Eickel als Schleim, als Rinnsal, als Seiche. Der Zwang zum Ausdruck und dann aber auch die Obsession, spurlos zu verschwinden und nichts zu hinterlassen. Puritanismus als Selbstvernichtung. Geh, Alter, die Scheiße ist Manna, über Rio und Shanghai die ganze Chose fressen und über Bali und Hawaii volle Pulle aus bester Ausgangsposition ins Nirwana. Gibt es im Nirwana ordentliche Sätze?«
Jörg Fauser, Alles wird gut.
"Die Reflexion kennen wir Heutigen nur in der Gestalt der Reflexion der Subjektivität. Deshalb befürchten wir, bei der gleichfalls üblichen Gleichsetzung der Subjektivität mit der Ichheit des vereinzelten Ichs, die Reflexion sei der Nährboden des Individualismus und der Eigensucht. Allein dem ist entgegenzuhalten, daß in dieses Wesen der Reflexion von der Art eines selbstsüchtigen Eigensinns nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Gruppen und Bünde, Nationen und Völker, ja das ganze Menschentum der Erde weggerissen und verstrickt sein können. Der reflektierende Rückbeziehung braucht nicht notwendig auf ein vereinzeltes abgesondertes ›Ich‹ zu treffen, wohl aber trifft sie stets auf ein Selbst. Das Ich und das Selbst aber sind nicht das Selbe. Es gibt nicht nur das Ich-selbst, sondern das Du-selbst, aber auch das Wir-selbst, das Ihr-selbst. Für das jeweilige Wesen der Reflexion ist entscheidend, wie die Selbstheit des Selbst bestimmt wird und umgekehrt."
Martin Heidegger, Gesamtausgabe, II. Abteilung: Vorlesungen 1923-1944, Bd. 55, Heraklit. Der Anfang des abendländischen Denkens. Logik. Heraklits Lehre vom Logos, Freiburger Vorlesungen Sommersemester 1943 und Sommersemester 1944, Herausgegeben von Manfred von Manfred S. Frings, S. 219, Frankfurt/M. 1994.
Die Logik kann nur deshalb überall sein, weil sie in Wirklichkeit nirgendwo ist.
Pierre Bourdieu, Sozialer Sinn.
noxe reblogged
abgrundtiefe-deactivated2017041
Die Logik der Geschichte ist so destruktiv wie die Menschen, die sie zeitigt: wo immer ihre Schwerkraft hintendiert, reproduziert sie das Äquivalent des vergangenen Unheils. Normal ist der Tod.
Adorno, Theodor W.: Weit vom Schuß, in: Minima Moralia