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#individuum – @noxe on Tumblr
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NOXE

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Jakob Blumtritts Tagesgeschäft: die ästhetischen Sinne der Philosophie des Geistes; und der Geist ward der nervöse Genius der Materie.
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zitation

Rede von Joachim Bruhn in Frankfurt auf der »Demonstration gegen das Bündnis aus Rechtsradikalen, Linken und Islamisten« (20. Juni 2010), drei Wochen nach der Gaza-Flotten-Aktion, die die antisemitischen Wellen mal wieder hochschlagen ließ.

Aus seiner Rede von damals, in der er dafür stritt, die Israelsolidarität nicht als scheinbar selbstlose »kommunistische Caritas«, sondern als »unmittelbar unsere Sache« zu begreifen:

»Indem Israel seine Souveränität behauptet, kämpft es für das Recht des Individuums, etwas anderes zu sein als ein Gegenstand der Zoologie, als eine Pflanze, die schon glücklich zu sein hat, wenn sie einen Boden findet, um zu wurzeln, wenn man sie gießt und düngt. Es gibt nämlich kein ›Recht auf nationale Selbstbestimmung‹, das im Recht der ersten Landnahme gründet, kein Recht der Einheimischen, nur weil sie zuerst da waren.

Wer so etwas behauptet, wer dies ›Naturrecht‹ gegen den Zionismus in Anschlag bringt, der hat den Begriff und die Wahrheit der Gattung liquidiert, hat das ›Weltbürgerrecht‹ aufgehoben. Vielmehr verhält es sich so, wie es Immanuel Kant im dritten Definitivartikel zum ewigen Frieden 1795 erklärt hat: Das Weltbürgerrecht, sagt er, ›steht allen Menschen zu, vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde, auf der, als Kugelfläche, sie sich nicht ins Unendliche zerstreuen können, sondern endlich sich doch neben einander dulden müssen, ursprünglich hat aber niemand an einem Orte der Erde mehr Recht, als der andere.‹

Das Argument der Aufklärung ist so einfach, wie der daraus folgende kategorische Imperativ wahr ist: Weil die Erde keine Scheibe ist, darum ist sie die Allmende, d.h. das unteilbare Eigentum einer Gattung, die sich als die Menschheit erst dann bewiesen haben wird, wenn die Individuen mehr sein dürfen als die blöden Exemplare einer Gattung, und das heißt, politisch ausgedrückt, eines Volkes. Die Propaganda gegen Israel ist – als Agitation für den Ameisenstaat – vorsätzlicher Aufklärungsverrat. [...]

Es ist dieser vorsätzliche Aufklärungsverrat, der uns einen gesellschaftlichen Zustand beschert hat, den man nur als die Totalverschleierung des Bewusstseins bezeichnen kann. Dagegen hilft es nicht, wenn man, wie die staatstragenden Freunde Israels, insbesondere die Deutsch-Israelische Gesellschaft, gegen ›vorschnelle Verurteilungen Israels‹ eintritt und mit leidenschaftsloser Schiedsrichterattitüde ›Unvoreingenommenheit‹, ›Verhältnismäßigkeit‹, ›Objektivität, Ausgewogenheit und Sachlichkeit‹ fordert. Damit werden Aufklärung und Kritik auf Information und Bescheidwissen heruntergebracht. Jeder, der für Israel eintritt, muss doch wissen, was der polnische Philosoph Leszek Kolakowski schon 1956 erfahren musste: ›Der Antisemitismus‹ – und der Antizionismus erst recht! – ›ist keine Doktrin, die kritisiert werden kann [...] Man kann ihm keine Argumente entgegensetzen, denn er ist mit einer Reaktionsart verbunden, der die Beweisführung als Denkart fremd und verhasst ist. [...] Davon hat sich jeder überzeugt, der Gelegenheit hatte, mit einem Antisemiten‹ – oder gleich mit einem Antizionisten! – ›eine jener hoffnungslosen Diskussionen zu führen, die immer dem Versuch ähneln, einem Tier das Sprechen beizubringen.‹«

Rede von Joachim Bruhn auf der »Demonstration gegen das Bündnis aus Rechtsradikalen, Linken und Islamisten« (Frankfurt, 20. Juni 2010)

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»La visagéité«

Es mag sein, dass manchem unter uns es erscheint, dass die Erfindung des Menschen dem Ende der Menschen zuvorkommt. Jedoch darf man nicht das paradox Offene dabei übersehen, dass in demselben Bann die Zukunft vorbereitender Menschen als Vorstellung gebraucht wird, die es noch immer zu entziffern gilt: deren Güte, deren Wert, ironisch gesagt, als Arglist dieser jetzigen Welt nicht dieselbe bleibt.…
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Der Mensch hat eine Neigung, sich zu vergesellschaften; […] aber auch einen großen Hang, sich zu vereinzeln (isolieren); weil er zugleich in sich die ungesellige Eigenschaft antrifft, alles bloß nach seinem Sinne richten zu wollen, und dabei allerwärts Widerstand erwartet, so wie er von sich selber weiß, daß er seiner Seits zum Widerstand gegen andere geneigt ist. Dieser Widerstand ist es nun, welcher alle Kräfte des Menschen erweckt, ihn dahin bringt, seinen Hang zur Faulheit zu überwinden, und […] sich einen Rang unter seinen Mitgenossen zu verschaffen, die er nicht wohl leiden, von denen er aber auch nicht lassen kann. Da geschehen nun die ersten wahren Schritte aus der Rohigkeit zur Kultur […]. Ohne jene, an sich zwar nicht liebenswürdige, Eigenschaften der Ungeselligkeit, woraus der Widerstand entspringt, den jeder bei seinen selbstsüchtigen Anmaßungen notwendig antreffen muß, würden in einem arkadischen Schäferleben […] alle Talente auf ewig in ihren Keimen verborgen bleiben: die Menschen, gutartig wie die Schafe die sie weiden, würden ihrem Dasein kaum einen größeren Wert verschaffen, als dieses ihr Hausvieh hat […]. Alle Kultur und Kunst, welche die Menschheit zieret, die schönste gesellschaftliche Ordnung, sind Früchte der Ungeselligkeit, die durch sich selbst genötigt wird, sich zu disziplinieren, und so, durch abgedrungene Kunst, die Keime der Natur vollständig zu entwickeln.  »Der Mensch will Eintracht; aber die Natur weiß besser, was für seine Gattung gut ist; sie will Zwietracht.« S. 38 f.

Kant, W XI.1 Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, S. 37 ff., bzw. S. 38f., Ffm. 1977.  

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Die Subjektform ist objektiver Schein der Zirkulation, die unabdingbare Darstellung seiner ausbeutungsfähigen Leiblichkeit. Sie ist eine realpraktische Halluzination des Marktes und des Souveräns, der ihn bewacht. Unter der Subjektform ist die Identität des Individuums praktische Notwendigkeit und logische Unmöglichkeit in einem. Die Subjektform garantiert nicht den kapitalproduktiven Gebrauch des Individuums, obwohl sie es dafür präpariert und zurichtet. Als formelles Subjekt ist es nicht Herr seiner Identität, denn es hat keine Substanz. Seine Substanz als materielles Subjekt dagegen - die Arbeitskraft - ist variables Kapital, d.h. lebendige Darstellung der Selbstverwertung des Werts. Sein Inhalt ist das Nichts, bloße Funktion, und seine Perspektive daher der Tod... Unter der Form des Subjekts tastet sich das Subjekt beständig darauf ab, ob seine Stofflichkeit der Funktionalisierung genügt. Es beargwöhnt sich als ungenügend und mangelhaft. Sein Selbstbewusstsein ist Selbstmißtrauen, sein Selbstgefühl das der ›Minderwertigkeit‹ und Überflüssigkeit im Angesicht des Werts. Diese Angst zuzulassen, das hieße, dem Nichts sich zu konfrontieren, der totalen Entwertung.

Joachim Bruhn, Was deutsch ist. Zur kritischen Theorie der Nation, S. 147, Freiburg/Br. 1994.          

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ZUM UNMITTELBAR GESELLSCHAFTLICHEN CHARAKTERS DES SCHLAFS

Das Schlafen ist ein sehr starkes Begehren; es ist ebenso wenig ein aufzuschiebendes Bedürfnis, wie das Atmen, Essen und Trinken. Wie junge Menschen nach einer Nacht im Club inmitten urbaner Räume, umgeben von fremden Anderen auf der Sitzbank einer U-Bahn, schläft man vereint, bzw. zusammen. Wenn man nicht getrennt träumt, träumt man Unterschiedliches. Träumt man nicht Unterschiedliches, träumt…
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Es gibt Lebenslagen, in denen auch der am wenigsten grausame Mensch so losgelöst von allem anderen ist, daß er ohne Herzklopfen das ganze Menschengeschlecht zugrunde gehen sehen könnte.

Gustave Flaubert: Die Erziehung des Herzens. Geschichte eines jungen Mannes. Übersetzt aus dem frz. von E. A. Rheinhardt. Zürich: Diogenes Taschenbuch, 1979. S.: 384. (via themanwearingahat)

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Sie [die Psychoanalyse] beschäftigt sich mit psychischen Repräsentanzen, die zwar in letzter Instanz auf somatische Quellen zurückgehen, deren geistiger Gehalt  aber nicht im Sinne der chemischen Physik des Körpers unabhängig vom einzelnen Individuum und seinem, wie Freud sagen würde, kulturellen Erbe bestimmt werden kann. Der Trieb – der letztlich, wie auch Marx' Wert, eine durch ansonsten ausweglose Erklärungsnot aufgenötigte Hypothese darstellt – ist als psychische Verarbeitung eines somatischen Antriebes etwas anderes als dieser selbst.

Uli Krug, Der Wert und das Es, Über Marxismus und Psychoanalyse in Zeiten sexueller Konterrevolution, 1. Fremde Nähe, S. 9, Freiburg Wien 2016.

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Liebe ist eine Metapher für falsches Bewußtsein. Der eigentliche Inhalt des Kommunismus ist die Vereinzelung, und dazu gehört auch die Abschaffung der Liebe. Kommunismus ist die totale Vereinzelung und die Anerkennung der Vereinzelung. Gemeinsamkeit ist immer eine Phrase, mit der die Invasion des Einzelnen legitimiert wird. Was man lernen muß, was Emanzipation überhaupt ausmacht, ist Einsamkeit zu ertragen.

Heiner Müller

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Wo das Ich in der Sprache sich vergißt, ist es doch ganz gegenwärtig; sonst verfiele die Sprache, als geweihtes Abrakadabra, ebenso der Verdinglichung wie in der kommunikativen Rede. Das weist aber zurück auf das reale Verhältnis zwischen Einzelnem und Gesellschaft. Nicht bloß ist der Einzelne in sich gesellschaftlich vermittelt, nicht bloß sind seine Inhalte immer zugleich auch gesellschaftlich. Sondern umgekehrt bildet sich und lebt die Gesellschaft auch nur vermöge der Individuen, deren Inbegriff sie ist.

Theodor W. Adorno, GS 11, Noten zur Literatur, Rede über Lyrik und Gesellschaft, S. 57, Frankfurt/M. 2003.

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Das individuelle Bewußtstein kann in einer antihegelianischen Gesellschaft hegelianisch bleiben, und noch sonderbarer formuliert im Kontext der Systemtheorie: Es bleibt einzigartig und allgemein, singulär und nichtsingulär, kontrollierbare Adresse und unberechenbarer Hintergrund zugleich auf Kosten eines grandiosen Verblendungszusammenhanges, dessen Projektor seit Freud zur Verfügung steht.

Peter Fuchs: Das Unbewußte in Psychoanalyse und Systemtheorie, Frankfurt am Main 1998, S. 236.

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Aber wie man es auch dreht und wendet: wer es sich zum Ziel gesetzt hat, den Rassismus als Ideologie entweder argumentativ zu widerlegen oder mental zu exorzieren, anstatt nach den Bedingungen seiner Möglichkeit und dem gesellschaftlichen Gehalt zu fragen, der sich in ihm ausspricht, bewegt sich auf dem Terrain, das die rassistische Ideologie ihm bereitet hat und ist dazu verurteilt, dessen Grundannahmen, die substantialistisch legitimierte Sortierung der Menschen in Kollektive, ideologisch und praktisch zu reproduzieren.

Clemens Nachtmann, Rasse und Individuum, Plädoyer für eine vollendet künstliche Amoral, >.

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Es gibt immer wieder Individuen, die mit dem Wesen selbst spielen. Sie scheren aus der Logik der Gattung aus, in dem sie nicht einfach mehr als bloßes Exemplar der Gattung dienen. Was nicht schlicht positiv zu haben ist, sich dennoch schon längst als theoretische Fiktion denken lässt. Die Welt braucht es, das man sie ändert.

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Der größte Vorteil, den die Einführung des Sozialismus mit sich brächte, wäre zweifellos die Tatsache, dass der Sozialismus uns vom unwürdigen Zwang, für andere zu leben, befreien würde, ein Zwang, der unter den gegenwärtigen Bedingungen auf fast allen so schwer lastet. Es gibt in der Tat kaum jemanden, der sich ihm entziehen könnte […] Die Menschen ruinieren ihr Leben durch einen ungesunden und übertriebenen Altruismus – sie werden geradezu dazu gezwungen, es auf diese Art zu ruinieren. Sie sehen sich umgeben von schrecklicher Armut, schrecklicher Hässlichkeit, schrecklichem Hunger. All dies macht sie unweigerlich betroffen. Die Gefühle des Menschen regen sich weitaus rascher als sein Verstand […] Deshalb macht man sich mit bewundernswerten, wenngleich fehlgeleiteten Absichten sehr ehrgeizig und sehr naiv daran, die Missstände ringsum zu beseitigen. Aber die Heilmittel bekämpfen die Krankheit nicht. Sie verlängern sie nur noch. Im Grunde sind sie sogar selbst ein Teil der Krankheit.

Oscar Wilde: Die Seele des Menschen unterm Sozialismus, in: ders., Werke in 5 Bänden, Zürich 1999, Band 4, S. 235f.

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Zur ‘Stimme des Nicht-Identischen’ zu werden ist eine sehr schwierige Aufgabe, homolog zu der, das Unbewußte zum Sprechen bringen, denn ebensosehr, wie der genannte Name die Identität ermöglicht, kann ein gesprochenes Unbewußtes kaum mehr von sich behaupten, daß es unbewußt wäre. Der Name, ursprünglich Signum des Individuellen, - also das, womit gerufen werden kann, kann die ‘Parusie’ des Gerufenen substituieren. Sobald das Individuum, das durch seinen Namen seine Nicht-Identität zu anderem (- es ist nur dies, nichts anderes!) behaupten kann; sobald es also durch den Namen genannt werden kann, droht ihm in diesem Namen seine Verallgemeinerung, denn der Name ist auch in der Abwesenheit des Individuums aussprechbar […] Auch das Unbewußte, auf den Begriff gebracht, droht in diesem sich zu verlieren, da der Begriff selbst Derivat einer grundsätzlichen Sublimation ist, und das Unbewußte selbst definit das Nicht-Sublimierte sein soll. Die Stimme des Nicht-Identischen muß also selbst in sich jene Differenz aufweisen, die zwischen, Stimme und dem, was es benennen soll, liegt.“ Diese Differenz, - eine Erfahrung von Leid, kann […] durch die Dissonanz ausgedrückt werden.

Robert Schurz, Ethik nach Adorno, Musik, S. 120 f., Frankfurt/M. 1985.

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noxe

“Selbst an den Universitäten lächelt jeder Juniorprofessor wie Robin Williams und strukturkonservative Dozenten werden von Bachelorstudenten gefragt, warum man denn keine Gruppenarbeit macht. Der Individualforscher, der alleine über seinen Büchern arbeitet, ist ersetzt worden durch den..." via

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