Sigmund Freud, Zeitgemäßes über Krieg und Tod, II Unser Verhältnis zum Tode, in: Imago, Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften IV, 1915, S. 20, via.
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Wäre es nicht besser, dem Tode den Platz in der Wirklichkeit und in unseren Gedanken einzuräumen, der ihm gebürt, und unsere unbewußte Einstellung zum Tode, die wir bisher so sorgfältig unterdrückt haben, ein wenig mehr hervorzukehren? Es scheint das keine Höherleistung zu sein, eher ein Rückschritt in manchen Stücken, eine Regression, aber es hat den Vorteil, der Wahrhaftigkeit mehr Rechnung zu tragen und uns das Leben wieder erträglicher zu machen. Das Leben zu ertragen bleibt ja doch die erste Pflicht aller Lebenden. Die Illusion wird wertlos, wenn sie uns darin stört.
Wir erinnern uns des alten Spruchs: Si vis pacem, para bellum.
Wenn du den Frieden erhalten willst, so rüste zum Kriege.
Es wäre zeitgemäß ihn abzuändern: Si vis vitam, para mortem.
Wenn du das Leben aushalten willst, richte dich auf den Tod ein.
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»Aber freilich für diese Zeit, welche das Bild der Sache, die Kopie dem Original, die Vorstellung der Wirklichkeit, den Schein dem Wesen vorzieht, ist diese Verwandlung, weil Enttäuschung, absolute Vernichtung oder doch ruchlose Profanation; denn heilig ist ihr nur die Illusion, profan aber die Wahrheit. Ja, die Heiligkeit steigt in ihren Augen in demselben Maße, als die Wahrheit ab- und die Illusion zunimmt, so daß der höchste Grad der Illusion für sie auch der höchste Grad der Heiligkeit ist.« – Ludwig Feuerbach, Das Wesen des Christentums, Bd. 1, Vorwort zur zweiten Auflage, S. 22 f., Berlin 1956.