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#ideologiekritik – @noxe on Tumblr
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NOXE

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Jakob Blumtritts Tagesgeschäft: die ästhetischen Sinne der Philosophie des Geistes; und der Geist ward der nervöse Genius der Materie.
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»La visagéité«

Es mag sein, dass manchem unter uns es erscheint, dass die Erfindung des Menschen dem Ende der Menschen zuvorkommt. Jedoch darf man nicht das paradox Offene dabei übersehen, dass in demselben Bann die Zukunft vorbereitender Menschen als Vorstellung gebraucht wird, die es noch immer zu entziffern gilt: deren Güte, deren Wert, ironisch gesagt, als Arglist dieser jetzigen Welt nicht dieselbe bleibt.…
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Linksfühlende Aktivisten zitieren gern das Diktum Lenins, wonach die Deutschen, wenn sie Revolution machten, zuerst eine Bahnsteigkarte lösen würden. Dabei hat das auf den preußischen Obrigkeitsstaat zurückgehende Klischee vom Deutschen, der Ordnung und Pünktlichkeit liebt, spätestens mit dem Nationalsozialismus ausgedient. Mit diesem, der die deutsche Revolution ­gewesen ist, die manche immer noch von der Zukunft erwarten, ist der Gegensatz von Ordnung und Anarchie, Bürokratisierung und Desorganisation, Staatsterror und Staatszerfall ebenso negativ auf­gehoben worden wie der von Arbeit und Vernichtung. Der Sozialcharakter des preußischen Beamten war im »Dritten Reich« nicht zu sich selbst gekommen, sondern abgestreift worden, damit zum Vorschein kommen konnte, was unter ihm einstweilen verborgen geblieben war. Seitdem ist das bekannteste Exportgut der Deutschen die unvergleichliche Spontaneität, mit der sie zivilisierte Nachbarstaaten vor den Kopf stoßen und die ganze Welt als Vorzimmer des eigenen Souveräns behandeln.
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"Okkupieren Nazis linke Inhalte? Werden sie dadurch wirklich verfremdet und entstellt? Aber selbst wenn ja, warum gelingt das überhaupt? Was prädestiniert denn eigentlich vorgeblich genuin „fortschrittliche“ Themenfelder wie den „Befreiungskampf der Völker“, die „soziale Verantwortung des Staates“ oder die „Globalisierung der Heuschrecken-Multis“ zum Gebrauch durch Nazis?

Es ist einfach so, dass Linke und Faschisten schon seit jeher nicht nur dieselben ideologischen Felder beackern, sondern dass der organisierte Faschismus der Arbeiterbewegung selbst entsprang. Als soziale Bewegung konstituierte er sich in Italien inmitten der Sozialistischen Partei, genauer auf ihrem radikalen aktivistisch-etatistischen Flügel (also frühen Globalisierungsgegnern, wenn man so will): Mussolini beispielsweise war Chef der Parteizeitung „Avanti“.

In den deutschen Nationalsozialismus wiederum gehen die staatssozialistischen und antiimperialistischen Vorstellungen der so genannten »Konservativen Revolution« mit ein, die ebenso in der KPD Widerhall fanden. Der Widerwillen der antisemitischen Esoteriker an der Spitze der NSDAP galt so nicht dem Sozialismus oder gar dem Antikapitalismus – den teilten sie von ganzem Herzen –, sondern dem Marxismus, der ihnen als liberal und zersetzend galt.

Darin wiederum waren sie sich nur allzu einig mit der sozialdemokratischen Ideologie, die ihren autoritären Staatskultus schon im späten Kaiserreich nur aus historischen Gründen noch ab und an mit dem Namen Marx garniert hatte." (Text: https://associationpdt.wordpress.com/... | Quelle & MP3: http://pommesdeter.re/a/Uli%20Krug%20... | Besucht doch mal die Webseite der Veranstalter: https://associationpdt.wordpress.com/ )

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Gerhard Stapelfeldt zur Entstehung der deutschen Identität. Stapelfeldt gibt einen fundierten Abriss deutscher Ideologiegeschichte vom nationalen Liberalismus und der Gegenaufklärung des 19. Jahrhunderts (besonders Savigny, Fichte und List) bis zu den Autarkisten um 1914/18 und zum Nationalsozialismus.

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Was schöngeistige Bestrebungen in einer solchen Welt überhaupt sollen, gegen deren Verfasstheit sie anscheinend nichts vermögen, weil sich die Menschheit freiwillig entschieden hat, in vollendeter Barbarei zu leben, wird fraglich und dies, die Verwandlung in bedeutungslose Faselei und in Begleitmusik zum Grauen, zerstört Kunst und Kritik gründlicher als Razzien gegen verbotene Bücher, die zwar auf die umfassende Austilgung geistiger Regungen zielen, dabei aber ex negativo deren Wirksamkeit noch affirmieren. Schon im ersten Weltkrieg zeigte sich dies in aller Deutlichkeit und Karl Kraus war einer der ersten, die dies bemerkten. Nur solche Kunst, die die Katastrophe zum Gegenstand hat, hat noch Gültigkeit. Nicht nur verändern sich rückwirkend die vergangenen Werke im Hinblick auf eine Gegenwart, in der sie allein ihr Leben haben und vor der sie bestehen müssen: ein und dasselbe Kunstwerk, eine und dieselbe Abhandlung bedeuten etwas anderes als zuvor. Alle Kultur ist beschädigt, und besonders die im Exil entstandene.

Esther Marian: Das Pfeifen im Walde. Über Kitsch, Utopie und Grauen, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 1, Herbst 2012, S. 13.

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Die allgemeine, aber besonders unter Linken verbreitete Vorstellung, Politik bestehe darin, die Oberhoheit oder Definitionsmacht – die Hegemonie, so heißt das seit Gramsci – über die inhaltliche Konkretisierung zentraler abstrakt-formaler Begriffe, wie Freiheit, Gerechtigkeit, Allgemeinwohl usw., zu erlangen, ist zutiefst doktrinär und führt, logisch zu Ende gedacht, zu nichts anderem als dazu, Gruppen, genauer: Rackets zu bilden, die Sprachregelungen für sich als verbindlich erklären, aufgrund derer dann Zugehörigkeitsfragen, also: Freund-/Feind-Bestimmungen rasch und eindeutig geklärt werden können. Ein ungebräuchliches Wort, angebracht in ungewöhnlichem Zusammenhang, und schon wird man in derartig politisch-korrekten Vereinigungen zumindest schief angesehen. Oder, allgemein formuliert: Das Einpassen in vorgegebene Sprachregelungen erspart dem Subjekt die Mühe, eigenständig zu denken und dafür Verantwortung übernehmen zu müssen. Jedenfalls: Kritik setzt demgegenüber Wirklichkeitserkenntnis voraus, und diese ist nicht zu haben, wenn man nominale, normierte Begriffe verwendet, die weniger die Sache erfassen, sondern vor allem auf das darin politisch Gewollte oder Goutierte verweisen.

Manfred Dahlmann: Autonomie und Freiheit oder: Ästhetik wozu? Adornos “Vorrang des Objekts” als notwendige Basis vernünftigen Engagements, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik, Heft 1, Herbst 2012, S. 16 f.

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noxe

»Ich war glücklich.«1 – Dort, wo du nicht bist, ist das Glück, und dort, wo du nicht Menschen »begegnest«, wäre es vielleicht. In dieser doppelten Verneinung behauptet dies ein Glück, daß präzise gewußt wird. Glück könnte also noch einmal werden, wenn ein Mensch verwirklicht wird und ihm nicht, nicht mehr begegnet wird. Der ungläubige Thomas2 hätte für alle Zeit seiner Enttäuschung im Hinblick auf das unbestreitbarste Reale den Ausdruck verleihen können: »Ich habe den Menschen gesehen, und ich habe ihn berührt, und trotzdem war da nichts. Der Mensch existiert nicht: ich bin ihm begegnet«.3

1   „Mit dem Glück ist es nicht anders als mit der Wahrheit: Man hat es nicht, sondern ist darin. Ja, Glück ist nichts anderes als das Umfangensein, Nachbild der Geborgenheit in der Mutter. Darum aber kann kein Glücklicher je wissen, daß er es ist. Um das Glück zu sehen, müßte er aus ihm heraustreten: er wäre wie ein Geborener. Wer sagt, er sei glücklich, lügt, indem er es beschwört, und sündigt so an dem Glück. Treue hält ihm bloß, der spricht: ich war glücklich. Das einzige Verhältnis des Bewußtseins zum Glück ist der Dank: das macht dessen unvergleichliche Würde aus.“ [Theodor W. Adorno, GS 4, MM. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Zweite Lese, S. 126, Frankfurt/M. 2003.]

2  „Am Abend aber desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den HERRN sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwölf einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, da Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den HERRN gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Es sei denn, daß ich in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, will ich's nicht glauben. Und über acht Tage waren abermals seine Jünger drinnen und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch! Darnach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche dein Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein HERR und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Dieweil du mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ [Luther-Bibel 1912, Das Johannesevangelium, Kap. 20, V. 19-29, S. 27.]

3   „Manchmal rühren an einen die Urfragen: Was ist der Mensch? - Wo kommt er her? - Warum ist er nicht dort geblieben?“ [Matthias Beltz] „Woher kommen wir, wohin gehen wir, wer soll das alles bezahlen“, spricht der Verlagsvertreter des Meiner Verlages.

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junesixon
Die Individuen beginnen denn auch, nicht ohne Grund, auf Takt feindselig zu reagieren: eine gewisse Art der Höflichkeit etwa läßt sie nicht sowohl als Menschen angesprochen sich fühlen, als daß sie in ihnen die Ahnung des unmenschlichen Zustands erweckt, in welchem sie sich befinden, und der Höfliche läuft Gefahr, für den Unhöflichen zu gelten, weil er von der Höflichkeit wie von einem überholten Vorrecht noch Gebrauch macht. Schließlich wird der emanzipierte, rein individuelle Takt zur bloßen Lüge. Was von ihm im Individuum heute eigentlich getroffen wird, ist, was er angelegentlich verschweigt, die tatsächliche und mehr noch die potentielle Macht, die jeder verkörpert. Unter der Forderung, dem Individuum als solchem, ohne alle Präambeln, absolut angemessen gegenüber zu treten, liegt die eifernde Kontrolle darüber, daß jedes Wort stillschweigend sich selber Rechenschaft davon gibt, was der Angeredete in der sich verhärtenden Hierarchie, die alle einbegreift, darstellt, und welches seine Chancen sind. Der Nominalismus des Takts verhilft dem Allgemeinsten, der nackten Verfügungsgewalt, zum Triumph noch in den intimsten Konstellationen. Die Abschreibung der Konventionen als überholten, nutzlosen und äußerlichen Zierats bestätigt nur das Alleräußerlichste, ein Leben unmittelbarer Beherrschung. Daß dennoch der Fortfall selbst dieses Zerrbilds von Takt in der Kameraderie der Anrempelei, als Hohn auf Freiheit, die Existenz noch unerträglicher macht, ist bloß ein weiteres Anzeichen dafür, wie unmöglich das Zusammenleben der Menschen unter den gegenwärtigen Verhältnissen geworden ist.

Theodor W. Adorno - Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Ffm 2003, 40f.

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junesixon
Böse Bilder trage ich im Hirn: Daß man nach dem Krieg Millionen Galgen an den Autobahnen aufgestellt hätte, US Henker Woods wäre langsam in Deinem beschlagnahmten Maybach an Galgen um Galgen vorbeigefahren und hätte den Falltürriegel gezogen - was für ein gesundes Knacken wäre durch Deutschland hinweggehallt, verursacht von den Genicken all der Richter, Staatsanwälte, Fabrikanten, Block- und Zellenwarte, Denunzianten - keiner von euch hatte das Recht weiterzuleben.

Niklas Frank - Der Vater. Eine Abrechnung, München 2005, 21f.

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+ Renate Göllner - “Brecht mit eurem Vater”. Bruch und falsche Versöhnung in der postnazistischen Familie, Café Critique http://www.cafecritique.priv.at/brechen.html

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»Szenen aus der Erfindung des Deutschländerwürstchens.« – Was man braucht, um Mitglied des SEK Sachsen-Anhalts werden zu können, ist eine »gehörige Portion reinen Idealismus«, so ein sächsischer Polizeibeamter. »Die SEK-Zulage ist es nicht«, sagt er; da ist also die gehörige Portion. Im SEK Sachsen-Anhalt übt man auch den sogenannten finalen Rettungsschuß. Der finale Rettungsschuß ist in etwa ein so schönes Deutsch wie Schutzhaft.

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Solange die gesellschaftliche Reflexionstätigkeit nicht selbst zur bewussten Kritik ihrer Reflexionsformen wird, muss sie in immer erneuten Projektionen gewaltsame Schein-Lösungen dieses Untertänigkeitszustandes, Revolten innerhalb der Fetischgestalten suchen, wie es letztlich die verkehrte Wiederpersonifizierung von versachlichten / verdinglichten Produktionsverhältnissen der Menschen nahelegt: Zur wirklichen „Personifikation ökonomischer Kategorien“, vor deren missverständlicher sozialer Schuldzuweisung Marx ausdrücklich warnt [MEW 23: 16], treten die gespenstischen Personifizierungen „Madame la Terre“, „Monsieur le Capital“ und „Arbeitnehmer Salary“ als perfekte „Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse“ [MEW 25: 838]. Doch die libidinöse Ökonomie gesellt zu dieser Mystifikation die paranoiden, wahnhaften Neid- und Schuldphantasmata hinzu: „der Jude“ Mammon als Personifizierung einer „universellen Macht des Judentums“ („Die Protokolle der Weisen von Zion“), „Der Parasit“(„Empire“) oder das „Bild (…) des Überwundenen“ mit seinen verpönten historischen Zügen, „weil die Beherrschten sie insgeheim ersehnen“ [M.Horkheimer, Th.W.Adorno: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt a.M. 1988, S.208f], und immer weitere pathische Projektionen mit mörderisch „reinem“ Weltbild-Anspruch. „Dieser falsche Schein und Trug“, diese „Gestaltungen des Scheins“ in der kapitalistischen „Welt des Scheins“ sind seit Marx’ Vorarbeit wissenschaftlich als „Religion des Alltagslebens aufgelöst“ und lassen sich in ihrer Fortentwicklung erst durch theoretische Praxis weiter analysieren als „Personificirung der Sache und Versachlichung der Personen“ [FN: MEGA II.5: 74; von F.Engels umformuliert in: „Personifizierung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverhältnisse“ in: MEW 25:838]. Diese Praxis der Theorie ist noch kaum entwickelt. Der Bann des Spiegelbildes gebiert Ungeheuer.

Christopher Zwi: Auge und Bild im Spiegel und Spektakel. In: Kunst, Spektakel, Revolution. Nr. 3. 

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Die pseudozyklische Zeit ist in Wirklichkeit nur die konsumierbare Verkleidung der Zeit der Produktion, der Zeit als Ware. Sie enthält deren wesentlichen Charaktere: d. h. austauschbare Einheiten und die Abschaffung der qualitativen Dimension. Aber als Nebenprodukt dieser Zeit, die zur Herstellung – und Aufrechterhaltung – der Rückständigkeit des konkreten Alltagslebens bestimmt ist, muß sie mit Pseudo-Aufwertungen besetzt sein und in einer Folge vermeintlich individualisierter Momente erscheinen.

Guy Debord, Die Gesellsschaft des Spektakels, VI. Die spektakuläre Zeit, § 149, S. 134, Berlin 1996.

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shape

Engagement ist ein Unwort geworden: ein Imperativ, der sich längst nicht mehr gegen den Terror der Gesellschaft richtet, sondern im Gegenteil diesen Terror exekutiert: Als „Terror auf Taubenfüßen“, der darin besteht, dass man das, was man ohnehin muss, auch obendrein noch mit allen Fasern zu wollen habe. Engagement steht heute für das Verschmelzen von Arbeit und Alltag im Zeichen von äußerstem Leistungswillen und – auch: körperlicher ­– Bereitschaft zu allem und jedem; Engagement meint den hemmungslosen Dezisionismus des Überflüssigen, den unbedingten Willen, jeden noch so großen Unfug als Praktikant, Volunteer, Trainee mit sektenartiger Hingabe und unermüdlichem Fleiß mitzumachen, irgendeine Form der Anstellung schließlich als Erfüllung und zugleich endlose Fortschreibung einer qualvollen Initiation zu akzeptieren. Engagement ist nichts Freiwilliges mehr, sondern Resultat der Panik und dies umso mehr, wenn der Charakter der ausgeübten Tätigkeit dem, der sie manisch ausübt, die Überflüssigkeit direkt widerspiegelt: Und das tun in ganz besonderem Maß die Jobs, die, wie es in Witzen so treffend heißt, irgendwas mit Medien und Kommunikation zu tun haben, irgendetwas also aus dem Bereich, der von betrieblicher Weiterbildung über Marketing bis zu Ratgeberliteratur reicht. (…)

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remifentanil
Wenn man etwa den untauglichen Versuch der Selbstentnazifizierung der Deutschen von 1945 bis heute im Lichte der Actio libera in Causa betrachtet, könnten im Anschluss an die Goldhagen-Debatte gewisse Ergänzungen möglich werden. Dieser Versuch bestand, sofern nicht jede Mitwirkung an der Vernichtung in reiner Verneinung einfach geleugnet wurde, wesentlich in der Behauptung, die Deutschen hätten, nachdem sie in eine Art von kollektiver Halluzination verfallen waren, als indolose Werkzeuge ihrer selbst die Juden umgebracht. Der an der Actio libera in Causa geschulte Strafrechtler müsste dann aber sogleich die Frage stellen, ob denn der Führer den Volksgenossen das bewusstseinsverändernde und zugleich zum Mord enthemmende Halluzinogen mit Gewalt appliziert habe, oder ob diese nicht vielmehr von sich aus danach verlangt hatten, um ihre endlose Vorlust endlich zum Lustmord an den Juden entfesseln zu dürfen.

Christian Thalmaier, Actio libera in Causa, in: sans phrase. Zeitschrift für Ideologiekritik #1, ca ira 2012, S. 84. 

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Der permanente Zwang zu neuen Effekten, die doch ans alte Schema gebunden bleiben, vermehrt bloß, als zusätzliche Regel, die Gewalt des Hergebrachten, der jeder einzelne Effekt entschlüpfen möchte. Alles Erscheinende ist so gründlich gestempelt, daß nachgerade nichts mehr vorkommen kann, was nicht vorweg die Spur des Jargons trüge, auf den ersten Blick als approbiert sich ausweise.

Max Horkheimer/Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Frankfurt a.M. 182009 , S. 136.

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Jeder Jude sollte irgendwo in seinem Herzen eine Zone des Hasses einrichten - gesunden, kräftigen Hass - gegen das, wofür das Deutsche steht und was im Deutschen fortlebt. Anders zu handeln, wäre ein Verrat an den Toten.

Elie Wiesel, Legends of our time, Kapitel 12: "Appointment with Hate", Avon, New York 1968, pp. 177-178.

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