Würde ich diese Erzählung bereichern, wenn mich einiger termini technici bediente? Aber das ist es ja eben: Die Geschichte ist völlig frei von Technik, auch stilistisch gesehen, sie geht, wie sie eben geht. Und außerdem würde ich um nichts in der Welt ein Leben mit glänzenden und falschen Worten beflecken, das so karg ist wie das unserer Schreibkraft. Tagsüber tue ich wie jeder Mensch Dinge, die mir gar nicht auffallen. Und eine der augenfälligsten Verrichtungen ist diese Geschichte, an der ich keine Schuld trage und die herauskommt, wie sie eben herauskommt. Die Schreibkraft lebte gewissermaßen in einem benommenen Nimbus, zwischen Himmel und Hölle. Nie hatte sie gedacht: ›Ich bin ich.‹ Vermutlich fand sie, sie habe dazu kein Recht, sie war doch nur ein Zufall. Ein Fötus, den jemand in den Müll wirft, eingewickelt in Zeitungspapier. Gibt es Tausende wie sie? Ja, und auch die sind nur Zufall. Genauer bedacht: Wer wäre im Leben kein Zufall? Ich für meinen Teil vermeide das nur dadurch, dass ich schreibe, was wiederum ein Akt ist, der ein Fakt ist. Erst dann trete ich mit meinen inneren Kräften in Verbindung, finde durch mich hindurch euren Gott. Wofür schreib ich? Weiß ich das überhaupt? Nein, tue ich nicht. Es stimmt schon, manchmal denke ich auch, dass ich nicht ich bin, ich scheine dann einer fernen Galaxie anzugehören, so fremd bin ich mir. Bin ich das? Mich schreckt, mir zu begegnen.
Clarice Lispector, Der große Augenblick, Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Luis Ruby, Mit einem Nachwort von Colm Toibin, S. 46 f, Ffm. 2016.