Das Aufsteigen des vergangenen Wirklichen aus dem sich erinnernden Bewußtsein, das längst die Zustände, in denen es jeweils befangen war, als das Wirkliche gegenwärtig geschah, verlassen hat, sieht und ordnet seinen Inhalt auf eine Weise, die ganz verschieden ist vom nur Individuellen und Subjektiven; losgelöst von den einstigen wechselnden Befangenheiten, sieht das Bewußtsein seine eigenen vergangenen Schichten mit ihrem Inhalt perspektivisch, sie ständig miteinander konfrontierend, sie befreiend von ihrer äußeren Zeitfolge sowohl wie von der engeren gegenwartsgebundenen Bedeutung, welche sie jeweils zu haben schienen; dabei vereint sich die moderne Vorstellung von der inneren Zeit mit einer neuplatonischen Auffassung, daß das wahre Urbild des Gegenstandes in der Seele des Künstlers liegt; eines Künstlers, der, selbst im Gegenstand befindlich, sich als Betrachtender vom Gegenstand losgelöst hat und seiner eigenen Vergangenheit gegenübertritt.
Erich Auerbach in Mimesis (1946) zu Marcel Prousts »mémoire involontaire« in der Recherche (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit), >.