Denn mit den Störungen des Gedächtnisses ist eine Intermittenz, eine Arrhythmie des Herzens verbunden. Zweifellos verleitet uns die Existenz unseres Körpers, der uns wie ein Gefäß vorkommt, in dem unsere Geistigkeit eingeschlossen ist, zu der Vermutung, daß alle Güter unseres Inneren, unsere vergangenen Freuden, unsere Schmerzen unaufhörlich sich in unserem Besitz befinden. Vielleicht ist es ebensowenig zutreffend zu glauben, daß sie uns entfallen oder wiederkehren. Auf alle Fälle, wenn sie uns bleiben, so die meiste Zeit in einem unbekannten Bereich, in dem sie ohne Nutzen für uns sind und wo sogar die allervertrautesten von Erinnerungen einer anderen Ordnung zurückgedrängt werden, die jede Gleichzeitigkeit mit jenen in unserem Bewußtsein ausschließen. Wenn wir aber des Rahmens der Empfindungen, in dem sie aufbewahrt sind, wieder habhaft werden, so haben diese ihrerseits ganz die gleiche Macht, alles abzustoßen, was unvereinbar mit ihnen ist, und allein in uns das Ich wiederherzustellen, das sie einstmals erlebte.
Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Sodom und Gomorrha, II, Erstes Kapitel, S. 3818ff., Suhrkamp 2010, >.