Wenn er überhaupt eine Dauer hat, dann kann Allah allerhöchstens auch nur die ewige Wiederkehr des Tod Gottes sein, nutzlos verstrichen bis zum nächsten Freitod eines Menschen.
In der Erotologie des Verdammten – so könnte man die von Baudelaire nennen – sind Unfruchtbarkeit und Impotenz die entscheidenden Gegebenheiten. Sie allein sind es, die den grausamen und verrufenen Triebmomenten in der Sexualität den rein negativen Charakter geben. Sie verlieren ihn nämlich im Akt der Zeugung ebenso wie im Aktus des lebenslänglichen Verhältnisses (kurz der Ehe). Diese auf lange Sicht gestifteten Wirklichkeiten – das Kind, die Ehe – hätten nicht die geringste Gewähr für ihre Dauer, wenn nicht die destruktiven Energien des Menschen in ihre Stiftung eingingen, zu deren Solidität sie nicht weniger sondern mehr beitragen als viele andere. In diesem Beitrage aber sind sie soweit legitimiert als dies für die entscheidenden menschlichen Triebregungen in der gegenwärtigen Gesellschaft überhaupt dargestellt werden kann.
Der gesellschaftliche Wert der Ehe beruht entscheidend auf ihrer Dauer, indem in dieser letzten die Vorstellung einer letzten endgültigen aber lebenswierig aufgeschobenen »Auseinandersetzung« der Gatten beschlossen liegt; vor dieser Auseinandersetzung bleiben die Gatten bewahrt solange die Ehe dauert, also grundsätzlich lebenslang.
— Walter Benjamin: Das Passagen-Werk, Frankfurt am Main 1983, S. 438