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#antisemitism – @intimatum on Tumblr

a woman, unhinged

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i am a wound walking out of hospital. i am a wound that they are letting go. about - tags
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„Was beobachten wir gerade in Gelsenkirchen, Berlin, Bonn oder hier in Halle? Wir beobachten das umfängliche Versagen der Integrationspolitik in all diesen Jahren. Wir beobachten, nein, wir sind mittendrin in einer ‚Bankrotterklärung‘ aller Runden Tische, Konferenzen, Beiräte, Kommissionen und Ausschüsse. Gegen Antisemitismus? Nein! Runde Tische, Konferenzen, Beiräte, Kommissionen und Ausschüsse für Demokratie! Das wichtigste bei den heutigen Vorkommnissen ist gerade diese Tatsache. Nicht allein die jüdische Gemeinschaft ist durch diesen Hass gefährdet. Gefährdet ist die gesamte demokratische Struktur unseres Landes. Alle Aufrufe der höchsten Repräsentant*innen unseres politischen Systems, das jüdische Leben in Deutschland, die Jüdinnen und Juden und die Synagogen zu schützen, bleiben wirkungslos bis zu dem Moment, in dem diese Politiker*innen endlich verstehen, dass es nicht um die jüdische Minderheit, sondern um die Allgemeinheit geht. Bei all den hassgeladenen Demonstranten auf den deutschen Straßen stellt sich eine andere Frage: Wo sind wir? Gibt es noch Recht, Gesetz und Ordnung? Wo ist die Grenze der Meinungsfreiheit? Herrschte am 12. Mai 1933 auch Meinungsfreiheit auf dem Universitätsplatz in Halle (Saale), als die Bücher brannten, oder am 9. November 1938 am Großen Berlin, als die Synagoge brannte? Denjenigen, die meinen, dass diese Beispiele überzogen seien, möchte ich entgegnen: In diesen Tagen brennen israelische Flaggen. Nur dank der Sicherheitsbehörden und insbesondere der Polizei schafften es Judenhasser bis jetzt (noch) nicht die Synagogen anzugreifen. Angriffe auf Menschen stehen bereits auf der Tagesordnung.“

Jüdische Gemeinde Halle: Stellungnahme zur aktuellen Entwicklung in der Bundesrepublik angesichts des erstarkten Antisemitismus
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neology
Der Hass auf den Zionismus hat viele Gründe, d.h. Vorwände und Schutzbehauptungen. Sie penibel aufzuzählen, mag interessant sein, ist aber nicht weiter von Interesse. So niederschmetternd es ist, aber es kann nicht darum gehen, was beim Vorstoß der israelischen Armee aufs Gebiet der Autonomiebehörde an Grausamkeiten, Verletzung der Menschenrecht und Terror geschieht. Das ist der Krieg, von dem niemand je zu behaupten sich traute, er sei eine Kampagne von Amnesty International. Es geht vielmehr um das Verhältnis der „Fakten“, von Tränen, Blut und Tod, zu ihrer „Wertung“, das heißt zu ihrer Vermittlung mit Urteilskraft. Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, aus dem fraglosen Leid der Dresdener Bevölkerung auf das historische Unrecht des Sir Arthur Harris zu folgern. […] Es geht auch nicht um „fanatische“ Siedler, sondern um die historische Legitimität und philosophische Dignität des Zionismus als der israelischen Nationalideologie, die nach Auschwitz die Staatlichkeit der bürgerlichen Gesellschaft der Juden wesentlich motiviert und organisiert. Und da hat selbst Ariel Scharon mehr von der Aufklärung und ihrer seit 1933 negativen Dialektik verstanden als jene, die sich über die Menschenrechte eines „palästinensischen Volks“ echauffieren, das sie zum Zwecke ihrer Projektionen sich erst konstruiert haben, als „Volk“, das nur dazu gut ist, den Antisemiten die Niedertracht und Heimtücke der Juden zu illustrieren.

Initiative Sozialistisches Forum, Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten: Über Israel und die linksdeutsche Ideologie

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„Es ist immer noch so, wie Wolfgang Pohrt einmal geschrieben hat, nämlich dass die Deutschen sich in der Rolle eines Kinderschänders besonders qualifiziert für den Job eines Erziehers fühlen, der die Juden genau beobachtet und darüber aufklärt, wie sie sich gegenüber den Palästinensern zu verhalten hätten. Inzwischen ist dieses Phänomen allerdings international. Nirgendwo auf der Welt verzeiht man den Juden Auschwitz. Nur die Diskussion darüber ist deutsch geblieben.“

Klaus Bittermann, Ein Missbrauchsopfer wehrt sich
Source: achgut.com
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Die Transformation von antijüdischer Aggression in eine scheinbar individuelle Meinung, über die sich demokratisch diskutieren läßt, ist selbst Moment der antisemitischen Praxis, die in öffentlichen Debatten, ob etwas antisemitisch ist oder nicht, strukturell verkannt wird.

Detlev Claussen, Grenzen der Aufklärung: Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus

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„Die fanatischsten Lobpreiser der Arbeit waren schon immer zugleich die schlimmsten Antisemiten… Der Arbeitsfanatismus links wie rechts sieht die ehrliche Arbeit um ihren gerechten Lohn betrogen, sei es durch die »Zinsknechtschaft« oder die keineswegs nur von der Antiglobalisierungsbewegung so inbrünstig gehassten »Spekulanten«. Die Agitation geht gegen »die da oben«, gegen die »Bonzen und Parasiten«, die lieber konspirieren als durch anständige Arbeit etwas zum Volkswohlstand beizutragen. Der Hass auf das unterstellte oder tatsächliche arbeitslose Einkommen ist nicht nur eine falsche, sondern angesichts seiner Ressentimenthaftigkeit und seiner Verherrlichung des Staats eine äußerst gefährliche Antwort auf gesellschaftliche Krisenerscheinungen und ungleiche Reichtumsverteilung.“
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lalalaetc
Vereinfacht gesagt: Es ist egal, wer die Funktion des Kapitalisten inne hat - das Problem ist die Funktionsweise der Tauschgesellschaft, die ohne die Aufspaltung in Kapitalisten und Lohnarbeiter nicht funktionieren würde. Dass unsere Gesellschaft auch heute noch durch den Klassenwiderspruch zwischen Arbeit und Kapital gekennzeichnet ist, wird von vielen, die wüst gegen «die da oben» schimpfen, schlicht ignoriert oder sogar geleugnet. Und dann ist es doch keine Herrschaftskritik, wenn man sich hinstellt wie Elsässer und sagt: Hier stehen die 99 Prozent der Ehrlichen und Arbeitenden und auf der anderen Seite das eine Prozent der «internationalen Finanzoligarchie». Die Logik dabei ist: Wenn man diese wenigen Leute bekämpft, dieses eine Prozent, dann ist alles gut. Dann gibt es keine Ausbeutung und keine Herrschaft mehr. Die Funktionsweisen der kapitalistischen Vergesellschaftung bleiben dabei unbegriffen. Und wenn dann diese «kleine Elite» auch noch explizit mit Namen von bestimmten Familien beschrieben wird, die in der antisemitischen Propaganda als Signifikanten für reiche, einflussreiche und jüdische Familien fungieren, dann greift das auf das antisemitische Klischee vom «Finanzjudentum» zurück. Das Gerede von den «99 Prozent» gegen die «kleine Elite» ist aber auch deshalb keine Herrschaftskritik, weil dadurch andere Herrschaftsverhältnisse innerhalb dieser 99 Prozent, zum Beispiel entlang von rassistischen oder sexistischen Kriterien, unsichtbar gemacht werden.
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„Greifen wir die verbreitete, aber kaum systematisch überprüfte Kennzeichnung des Antisemitismus als kollektiven Wahn oder als soziale Geisteskrankheit noch einmal auf und nehmen sie, bei allen Vorbehalten gegenüber einer sozialpsychologischen Anwendung genuin klinischer Kategorien ernst, ergibt ein erster Vergleich mit den echten Wahnkrankheiten erstaunliche Übereinstimmungen. Am Antisemitismus lassen sich phänomenologisch nahezu alle Kriterien eines psychiatrisch definierten Wahns und zwar insbesondere die einer paranoiden Psychose erkennen, weshalb es grundsätzlich legitim erscheint, mit den Psychoanalytikern Robert Waelder und Ernst Simmel vom Antisemitismus als einer kollektiven oder einer Massen-Psychose zu sprechen:
1. Der Wahn entsteht in Zeiten angstauslösender innerer und äußerer Krisen und besteht in einem regressiven Rückgriff auf primitive, manichäistische Vorstellungen von gut und böse und auf damit verbundene archaische Abwehmechanismen wie Spaltungen, Introjektionen und Projektionen. Innerpsychische Angstquellen werden externalisiert und verfremdet.
2. Der Wahnkranke versucht, eine tiefe narzisstische Kluft innerhalb des Subjekts und zwischen Subjekt und Außenwelt zu füllen. Sein Wahnsystem dient nach einem treffenden Ausdruck des Psychiaters Erich Wulff unbewusst dem Ziel, als „Realitätsplombe“ die zerfallene Welt neu aufzubauen, um einen kompletten Zusammenbruch des Ichs zu verhindern (Wulff 1987). Das aber bedeutet nach Freud, der Wahn ist nicht die Krankheit, sondern stellt einen, wenn auch misslungenen Restitutionsversuch dar.
3. Mit der Wahnbildung gehen regelmäßig starke, die eigene Schwäche und die dahinter liegende narzisstische Störung kompensierende Größenphantasien einher, deren wichtigste Wurzeln in frühkindlichen Allmachtsphantasien liegen. Für Freud ist es eine Tatsache, „daß ein Zusatz von Größenwahn“ insbesondere bei den meisten „Formen paranoischer Erkrankung zu konstatieren ist“ (Freud 1911: 302). Die unerlässliche Bedingung (und Begleiterscheinung) der megalomanen Aufwertung des eigenen Selbst oder der eigenen Gruppe aber ist die Abwertung und Ausgrenzung des bedrohlich erlebten Fremden.
4. Die primitive Weltsicht der vom Wahn Befallenen geht dabei mit erheblichen Wahrnehmungsstörungen einher und wird mit einer subjektiven Gewissheit erlebt, deren Kraft die von „normalen“ Ideen oder Überzeugungen weit übertrifft. Das Wahnsystem wird zur Obsession.
5. Die Wahnideen bleiben weitgehend unbeeinflussbar durch Erfahrungen und unkorrigierbar durch rationale Aufklärungen. Nach Waelder macht vor allem die „Beeinträchtigung und das teilweise Versagen der Realitätsfunktion bzw. der Realitätsprüfung, d.h. der Fähigkeit, einen Gedanken auf seinen realen Gehalt hin zu prüfen und sich durch Tatsachen korrigieren zu lassen“, die Ähnlichkeit zwischen den Massenpsychosen und den echten klinischen Psychosen aus, d.h.: „Die Unkorrigierbarkeit scheidet den Wahn vom bloßen Irrtum“ (Waelder 1934: 250).
6. Der Wahn tendiert dazu, sich immer stärker auszuweiten und zu einem Gedankensystem zu vervollständigen, bis er weitgehend den Charakter eines kompletten Welterklärungsmusters annimmt. Diese Tendenz fügt sich als ideologisches Mittel der rationalisierenden Herrschaftssicherung nahtlos in die Entwicklung und die Strukturen totalitärer politischer Systeme. Nach der Logik des paranoiden Massenwahns geht es um die apokalyptische Bedrohung durch dämonische Kräfte, deren gigantische Verschwörung als die Triebkraft der gesamten Geschichte empfunden und dargestellt wird.
7. Im Falle der Paranoia, also dem Verschwörungs- und Verfolgungswahn, gehen mit der projektiven Konstruktion des Verfolgers feindselige und gewaltbereite Hassgefühle einher und es kann zu signifikanten aggressiven Durchbrüchen gegenüber dem vermeintlichen Verfolger kommen. Auch hier gibt es Übereinstimmungen zum kollektiven Wahn: der Abwehrkampf gegen die Gruppe der dämonischen Verschwörer nimmt, wie wir gesehen haben, den Charakter eines Kreuzzuges zur Ausrottung des Bösen an. „Für die Faschisten“, so Adorno und Horkheimer zu Beginn der Elemente des Antisemitismus, „sind die Juden nicht eine Minorität, sondern die Gegenrasse, das negative Prinzip als solches“. Einmal vom „absolut Bösen als das absolut Böse gebrandmarkt“ (Horkheimer/Adorno 1947: 177) solle von ihrer Ausrottung das Glück einer rein arischen Welt abhängen.“
Rolf Pohl, Der antisemitische Wahn: Aktuelle Ansätze zur Psychoanalyse einer sozialen Pathologie
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“Particular aspects of the extermination of European Jewry by the Nazis remain inexplicable so long as anti-Semitism is treated as a specific example of a scapegoat strategy whose victims could very well have been members of any other group. The Holocaust was characterized by a sense of ideological mission, by a relative lack of emotion and immediate hate (as opposed to pogroms, for example), and, most importantly, by its apparent lack of functionality. The extermination of the Jews seems not to have been a means to another end. They were not exterminated for military reasons or in the course of a violent process of land acquisition (as was the case with the American Indians and the Tasmanians). Nor did Nazi policy toward the Jews resemble their policy toward the Poles and the Russians which aimed to eradicate those segments of the population around whom resistance might crystallize in order to exploit the rest more easily as helots. Indeed, the Jews were not exterminated for any manifest ‘extrinsic’ goal. The extermination of the Jews was not only to have been total, but was its own goal—extermination for the sake of extermination—a goal that acquired absolute priority.
No functionalist explanation of the Holocaust and no scapegoat theory of anti-Semitism can even begin to explain why, in the last years of the war, when the German forces were being crushed by the Red Army, a significant proportion of vehicles was deflected from logistical support and used to transport Jews to the gas chambers. Once the qualitative specificity of the extermination of European Jewry is recognized, it becomes clear that attempts at an explanation dealing with capitalism, racism, bureaucracy, sexual repression, or the authoritarian personality, remain far too general. The specificity of the Holocaust requires a much more determinate mediation in order even to approach its understanding.
The extermination of European Jewry is, of course, related to anti-Semitism. The specificity of the former must be related to that of the latter. Moreover, modern anti-Semitism must be understood with reference to Nazism as a movement—a movement which, in terms of its own self-understanding, represented a revolt. Modern anti-Semitism, which should not be confused with everyday anti-Jewish prejudice, is an ideology, a form of thought, that emerged in Europe in the late nineteenth century. Its emergence presupposed earlier forms of anti-Semitism, which had for centuries been an integral part of Christian Western civilization. What is common to all forms of anti-Semitism is the degree of power attributed to the Jews: the power to kill God, to unleash the Bubonic Plague, and, more recently, to introduce capitalism and socialism. Anti-Semitic thought is strongly Manichaean, with the Jews playing the role of the children of darkness. It is not only the degree, but also the quality of power attributed to the Jews that distinguishes anti-Semitism from other forms of racism. Probably all forms of racism attribute potential power to the Other. This power, however, is usually concrete, material, or sexual. It is the potential power of the oppressed (as repressed), of the ‘Untermenschen.’ The power attributed to the Jews is much greater and is perceived as actual rather than as potential. Moreover, It is a different sort of power, one not necessarily concrete.
What characterizes the power imputed to, the Jews in modern anti-Semitism is that it is mysteriously intangible, abstract, and universal. It is considered to be a form of power that does not manifest itself directly, but must find another mode of expression. It seeks a concrete carrier, whether political, social, or cultural, through which it can work. Because the power of the Jews, as conceived by the modern anti-Semitic imagination, is not bound concretely, is not ‘rooted,’ it is presumed to be of staggering immensity and extremely difficult to check. It is considered to stand behind phenomena, but not to be identical with them. Its source is therefore deemed hidden—conspiratorial. The Jews represent an immensely powerful, intangible, international conspiracy. A graphic example of this vision is provided by a Nazi poster depicting Germany—represented as a strong, honest worker—threatened in the West by a fat, plutocratic John Bull and in the East by a brutal, barbaric Bolshevik Commissar. Yet, these two hostile forces are mere puppets. Peering over the edge of the globe, with the puppet strings firmly in his hands, is the Jew. Such a vision was by no means a monopoly of the Nazis. It is characteristic of modern anti-Semitism that the Jews are considered to be the force behind those ‘apparent’ opposites: plutocratic capitalism and socialism. ‘International Jewry’ is, moreover, perceived to be centered in the ‘asphalt jungles’ of the newly emergent urban megalopoli, to be behind ‘vulgar, materialist, modern culture’ and, in general, all forces contributing to the decline of traditional social groupings, values, and institutions. The Jews represent a foreign, dangerous, destructive force undermining the social ‘health’ of the nation.
Modern anti-Semitism, then, is characterized not only by its secular content, but also by its systematic character. Its claim is to explain the world—a world that had rapidly become too complex and threatening for many people.”
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Explizite generische Aussagen judeophoben Inhalts wie ‹Alle Juden sind...› sind nur ein kleiner Teil antisemitischer Kommunikationspraxis. Aufgrund der Ächtung und Sanktionierung offen verbalisierter Judenfeindschaft seit 1945 werden judenfeindliche Ideen heute (mit Ausnahme von rechtsextremistischen und neonazistischen Kreisen) vielmehr re-kodiert und verschlüsselt, also als indirekte Sprechakte mit sprachlicher Camouflage verbalisiert. Statt explizit die Wörter Juden, jüdisch und Judentum zu verwenden, benutzt man referenziell vage gehaltene Paraphrasen wie ‹die Banker von der Ostküste›, ‹jene einflussreichen Kreise›, die ‹Finanzoligarchie›, oder ‹jene gewisse Religionsgemeinschaft›. Durch referenzielle Verschiebung und semantische Einengung wird auf ‹Israel›, die ‹Israel-Lobby›, die ‹Zionisten› referiert, aus dem Kontext und nach dem pars pro toto-Prinzip aber wird ersichtlich, dass eigentlich alle Juden gemeint sind. Besonders oft werden auch die Wörter Jude(n), Zionisten und Israeli(s) als Synonyme benutzt; an die Stelle des ‹internationalen Finanzjudentums› tritt morphologisch verkürzt das ‹internationale Finanztum›. Eine andere Form ist die Kodierung und das Arrangieren von Versatzstücken, intertextuellen Bezügen, Sprichwörtern, Namen, Schlagworten, die unmittelbar mit Juden und Judentum assoziiert werden wie ‹Auge um Auge›, ‹das alttestamentarische Gesetz der Rache›, ‹Rothschild› und ‹Goldman Sachs›.
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arthurbuckow
Der öffentliche Diskurs, ob etwas antisemitisch sei oder nicht, ist selbst ein Bestandteil der antisemitischen Praxis.

Detlev Claussen, 
Grenzen der Aufklärung: Die gesellschaftliche Genese des Antisemitismus

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intimatum
»Ich schlage Feueralarm. Das hätte ich mir nicht träumen lassen, als 1966 meine Schrift [Jenseits von Schuld und Sühne] in erster Auflage erschien und ich als Gegner nur jene hatte, die meine natürlichen sind: die Nazis, die alten und neuen, die Irrationalisten und Faschisten (…). Dass ich mich heute wider meine natürlichen Freunde, die jungen Frauen und Männer der Linken zu erheben habe, ist mehr als die strapazierte ›Dialektik‹. Es ist eine der üblen Farcen der Weltgeschichte, die einem am Ende verzweifeln machen. Das sowohl politische wie jüdische Nazi-Opfer, das ich war und bin, kann nicht schweigen, wenn unter dem Banner des Antizionismus der alte miserable Antisemitismus sich wieder hervorwagt.« 

Jean Améry, im Vorwort zur Neuausgabe von Jenseits von Schuld und Sühne

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Ein Schwerpunkt Ihrer Studie liegt auf den emotionalen Dimensionen von Antisemitismus.

Schwarz-Friesel: Ja, denn Antisemitismus ist untrennbar an Gefühle gekoppelt. Mit einem Mittelwert von 70,3 Prozent ist Hass die in unserer Studie am häufigsten kodierte Emotion. Dabei haben wir zwischen affektivem und rationalem Hass unterschieden. Tendenziell artikulieren rechtsextreme und islamische Antisemitinnen und Antisemiten ihren Hass affektiv. Linke und der »Mitte« zuzuordnende, vor allem gebildete User äußern sich pseudorational – und verbinden das mit Abwehr- und Umdeutungsstrategien.

Woran liegt das?

Schwarz-Friesel: Am Post-Holocaust-Bewusstsein: Durch das Wissen um Auschwitz ist es für humanistisch eingestellte, gebildete Menschen quasi unmöglich, den alten Judenhass bewusst als mit dem Selbstkonzept kompatibel zuzulassen. Aufgrund des Legitimationsdrucks kommt es daher zu Projektions- und Umdeutungsprozessen. So kommentierte etwa ein User im FAZ-Blog: »Ich kann beim besten Willen keine Judenfeindschaft erkennen, fürchte allerdings, dass diese gebetsmühlenhaften Vorwürfe dazu führen könnten.« Diese als Diskurs­ritual habitualisierten Leugnungs- und Abwehrstrategien prägen maßgeblich alle Debatten. Das angebliche Kritiktabu ist dabei ein Phantasma. Denn außerhalb von antisemitischer Argumentation wird etwa die Behauptung, »jede Kritik an Israel wird mit Antisemitismus gleichgesetzt«, gar nicht vorgebracht. In der Antisemitismusforschung unterscheiden wir ja sehr klar und präzise zwischen kritischen Sprechakten und antiisraelischen Hassbekundungen.

Monika Schwarz-Friesel, Antisemitismus im Internet: »Verbale Gewalt ist hochgefährlich«
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„Was der 9. November seit der Novemberrevolution, der Pogromnacht und der deutschen Wiedervereinheitlichung schon war, das ist, durch den islamfaschistischen Anschlag auf das World Trade Center, auch der 11. September geworden: ein Geschichtszeichen. Während 1973 der Putsch gegen die chilenische Unidad Popular der radikalen Linken das denkwürdige Bild eines Reformisten mit Kalaschnikow bescherte, und damit Träume wahr werden ließ, die heute nur noch Trotzkisten und andere Stalinisten umtreiben, stehen Ussama bin Laden und seine Kameraden für die Liquidation jeder Hoffnung. Während der Untergang Salvador Allendes, des letzten Sozialdemokraten, der die Dialektik von Reform und Revolution ernst zu nehmen schien, in allem Elend doch einen Lernprozess ermöglichte, ist bin Laden schon der Vorbote einer neuen Barbarei, bevor noch die alte, die der Nazis, in ihrer letzten Konsequenz begriffen wurde. […] Dieses Programm der fundamentalen Gegenaufklärung, das das Kapital ohne Kapitalisten und den politischen Souverän ohne Citoyens will, diese Politik der Zwangshomogenisierung der Subjekte zu Volksgenossen und diese abgrundtief antisemitische Strategie, die, als deutsch-palästinensische, seit Hitler und dem Mufti von Jerusalem, darauf zielt, die Akkumulation des Kapitals ohne die Krise des Kapitals zu haben, dieses Projekt der negativen Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft vermittels ihrer Zerstörung ist es, das die Linke noch nie hat wahr haben wollen. Dass, auf grauenhafte Weise, der Antisemitismus zum Invers der sozialen Revolution wurde, das hat die deutsche Linke verschlafen, ignoriert, rationalisiert und verdrängt.“
Joachim Bruhn, Dialektik der Dummheit
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Dieser antisemitische Weltkrieg ist weltanschaulich entgrenzt, weil der Hass auf die Aufklärung und die mit diesem verbundene antisemitische Regression quer zu allen politischen Kategorialisierungen anzutreffen ist. Der antisemitische Krieg verbindet Identitäre auf aller Welt miteinander. Die Revolution der Antisemit(inn)en bricht sich dabei schrittweise Bahn – mal an der Macht, mal als Bewegungen aktiv, deren Ziel die Fixierung von kollektiven Identitätskonzepten ist, die mal völkisch bestimmt werden, mal islamistisch, in jedem Fall essenzialistisch, antiaufklärerisch und gegen das Individuum als Subjekt gerichtet. Die liberale und aufgeklärte Welt befindet sich in der Defensive, auch mit Blick auf ihre stark ramponierte Selbstlegitimation, deren Reformulierung die Grundlage für eine neue Renaissance emanzipativer Bewegungen sein müsste. Denn entgegen mancher postkolonialer Utopien kann eine solche Emanzipation nicht ohne und schon gar nicht gegen den Westen geschehen. Die neuen identitären Bewegungen bilden sich nämlich nicht nur in der politischen Rechten, sondern auch in der Linken.
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