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Wer spricht von Siegen? Übersteh'n ist alles.

@germanysnexttopgedicht / germanysnexttopgedicht.tumblr.com

O laß mich wie die Möwe sein / Wie auch der Sturm mich quäle / Nach hohem Ziel, durch Kampf und Not / Gradaus, gradaus, o Seele!
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Ein Wort in eigener Sache:

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Blog hier shadowgebannt wurde. Ob das nur ein Glitch ist, oder daran liegt, dass das eine oder andere Gedicht hier nicht gemeinfrei ist, weiß ich nicht.

Dadurch taucht der Blog nicht in den Tags oder Notes auf. Er kann auch keine Nachrichten empfangen oder verschicken, und nicht getaggt werden. Asks scheinen anzukommen, aber ob ich alle sehe, weiß ich natürlich nicht - eine Inbox gibt es auch nicht mehr, ich sehe Asks nur über die Notes. Auf euren Dashboards scheint der Blog aber sichtbar zu sein.

Wenn ihr mir also etwas schicken oder mich taggen wollt, dann am besten als Ask oder an mein Main (@bookshelfdreams). Wenn ich eure Ask nicht öffentlich beantworte, dann habe ich sie höchstwahrscheinlich nicht bekommen, oder nicht gesehen.

Das nur als Info, danke für euer Verständnis und dass ihr dem Blog trotz Pause die Treue gehalten habt 💖

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Liedchen des Harlekin

Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal.

Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so darfst du mir nicht sein! Mußt dich aus dem Dunkel heben, Wär es auch um neue Qual. Leben mußt du, liebes Leben, Leben noch dies eine Mal!

-- Hugo von Hofmannsthal

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Bewaffneter Friede

Ganz unverhofft, an einem Hügel, Sind sich begegnet Fuchs und Igel. "Halt", rief der Fuchs, "du Bösewicht! Kennst du des Königs Ordre nicht? Ist nicht der Friede längst verkündigt, Und weißt du nicht, daß jeder sündigt, Der immer noch gerüstet geht? – Im Namen Seiner Majestät, Geh her und übergib dein Fell!" Der Igel sprach: "Nur nicht so schnell! Laß dir erst deine Zähne brechen, Dann wollen wir uns weitersprechen." Und alsogleich macht er sich rund, Schließt seinen dichten Stachelbund Und trotzt getrost der ganzen Welt, Bewaffnet, doch als Friedensheld.

-- Wilhelm Busch

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Harras, der kühne Springer

Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht Die Welt dem Morgen entgegen, Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht, Da begann sich's im Tale zu regen. Und es klingt herauf wie Stimmengewirr, Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr, Und tief aus dem Wald zum Gefechte Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte.

Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Tross, Wie brausen des Sturm's und Gewitter, Und voran auf feurig schnaubendem Ross Der Harras, der mutige Ritter. Sie jagen, als gält' es den Kampf um die Welt, Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld, Den Gegner noch heut zu erreichen Und die feindliche Burg zu besteigen.

So stürmen die fort in des Waldes Nacht Durch den fröhlich aufglühenden Morgen. Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht, Es lauert nicht länger verborgen; Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt Der Feind mit doppelt stärk'rer Gewalt: Das Hifthorn ruft furchtbar zum Streite, Und die Schwerter entfliegen der Scheide.

Wie der Wald dumpf donnernd wiederklingt Von ihren gewaltigen Streichen! Sie Schwerter klingen, der Helmbusch winkt, Und die schnaubenden Rosse steigen. Aus tausend Wunden strömt schon das Blut: Sie achten's nicht in des Kampfes Glut, Und keiner will sich ergeben, Denn Freiheit gilt's oder Leben.

Dich dem Häuflein des Ritters wankt endlich die Kraft, Der Übermacht muss er erliegen. Das Schwert hat die meisten hingerafft: Die Feinde, die mächtigen, siegen. Unbezwingbar nur, eine Felsenburg, Kämpft Harras noch und schlägt sich durch, Und sein Roß trägt den mutigen Streiter Durch die Schwerter der feindlichen Reiter.

Und er jagt zurück in des Waldes Nacht, Jagt irrend durch Flur und Gehege; Denn flüchtig hat er des Weges nicht acht, Er verfehlt die kundigen Stege. Da hört er die Feinde hinter sich drein, Schnell lenkt er tief in den Forst hinein: Und zwischen den Zweigen wird's helle, Und er sprengt zu der lichteren Stelle.

Da hält er auf steiler Felsenwand, Hört unten die Wogen brausen; Er steht an des Zschopautals schwindelndem Rand, Und blickt hinunter mit Grausen. Aber drüben auf waldigen Bergeshöhn Sieht er seine schimmernde Veste stehn: Sie blickt ihm freundlich entgegen, Und sein Herz pocht in lauten Schlägen.

Ihm ist's, als ob's ihn hinüberrief, Doch es fehlen ihm Schwingen und Flügel, Und der Abgrund, wohl fünfzig Klafter tief, Schreckt das Ross, es schäumt in den Zügel. Und mit Schaudern denkt er's und blickt hinab, Und vor sich und hinter sich sieht er sein Grab; Er hört, wie von allen Seiten Ihn die feindlichen Scharen umreiten.

Noch sinnt er, ob Tod aus Feindes Hand, Ob Tod in den Wogen er wähle. Dann sprengt er vor an die Felsenwand, Und befiehlt dem Herrn seine Seele. Und näher schon hört er der Feinde Troß, Aber scheu vor dem Abgrund bäumt sich das Roß; Doch er spornt's, daß die Fersen bluten, Und er setzt hinab in die Fluten.

Und der kühne, grässliche Sprung gelingt: Ihn beschützen höh're Gewalten; Wenn auch das Ross zerschmettert versinkt, Der Ritter ist wohl erhalten; Und er teilt die Wogen mit kräftiger Hand, Und die Seinen stehen an des Ufers Rand, Und begrüßen freudig den Schwimmer. Gott verläßt den Mutigen nimmer.

-- Theodor Körner

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Die Königskinder

Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, sie konnten zusammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief.

"Ach, Liebster, könntest du schwimmen, so schwimm doch herüber zu mir; zwei Kerzen will ich anzünden, die sollen leuchten zu dir."

Das hört eine falsche Nonne, die tat, als ob sie schlief. Sie tat die Kerzen auslöschen, der Jüngling ertrank so tief.

Und als der Jüngling zu Grunde ging, so schrie sie und weinte sehr; sie ging mit verweinten Augen wohl vor der Mutter Tür.

"Ach Mutter, herzliebste Mutter, der Kopf tut mir so weh; ich möcht so gern spazieren an den tiefen, tiefen See."

"Ach Tochter, liebe Tochter allein darfst du nicht gehen. Nimm deinen jüngsten Bruder und der soll mit dir gehen."

"Ach Mutter, liebe Mutter, mein Bruder ist ja noch ein Kind. Der schießt ja alle Vögel, die auf der Heide sind."

"Ach Tochter, liebe Tochter allein darfst du nicht gehen. Nimm deine jüngste Schwester und die soll mit dir gehen."

"Ach Mutter, liebe Mutter, meine Schwester ist ja noch ein Kind. Sie pflückt ja alle Blumen, die auf der Heide sind."

Die Mutter ging nach der Kirche, die Tochter ging ihren Gang. Sie ging so lang spazieren, bis sie den Fischer fand.

"Ach Fischer, liebster Fischer, willst du verdienen großen Lohn? So wirf dein Netz ins Wasser, und fisch mir den Königssohn!"

Er senkte sein Netz ins Wasser und nahm sie in den Kahn. Er fischte und fischte so lange, bis sie den Königssohn sahn.

Was nahm sie von ihrem Haupte? Eine goldene Königskron. Sieh da, du edler Fischer, das ist dein verdienter Lohn.

Was nahm sie von ihrem Finger? Ein Ringlein von Gold so rot. Sieh da, du armer Fischer, kauf deinen Kindern Brot.

Sie schloss ihn in ihre Arme und küsst‘ seinen bleichen Mund: "Ach, Mündlein, könntest du sprechen, so würde mein Herz gesund."

Sie schwang um sich ihren Mantel Und sprang mit ihm ins Meer: "Gut‘ Nacht, mein Vater und Mutter, ihr seht mich nimmermehr!"

Da hörte man Glockengeläute, da hörte man Jammer und Not, da lagen zwei Königskinder, die sind alle beide tot.

-- Unbekannt

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Astern

Astern – schwälende Tage, alte Beschwörung, Bann, die Götter halten die Waage eine zögernde Stunde an.

Noch einmal die goldenen Herden, der Himmel, das Licht, der Flor, was brütet das alte Werden unter den sterbenden Flügeln vor?

Noch einmal das Ersehnte, den Rausch, der Rosen Du – der Sommer stand und lehnte und sah den Schwalben zu,

noch einmal ein Vermuten, wo längst Gewißheit wacht: Die Schwalben streifen die Fluten Und trinken Fahrt und Nacht.

-- Gottfried Benn

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Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden!

Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt, die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz - Stoß an und laß es klingen! Wir wissen′ s doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk ein den Wein, den holden! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Genießen, ja genießen!

-- Theodor Storm

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Auf der Terasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll Vergletschert alle hallenden Lawinen Der Straßentrakte: Trams auf Eisenschienen, Automobile und den Menschenmüll.

Die Menschen rinnen über den Asphalt, Ameisenemsig, wie Eidechsen flink. Stirne und Hände, von Gedanken blink, Schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle, Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen Und lila Quallen liegen – bunte Öle;

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. – Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest, Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.

-- Paul Boldt

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Gemartert

Ein gutes Tier Ist das Klavier, Still, friedlich und bescheiden, Und muß dabei Doch vielerlei Erdulden und erleiden.

Der Virtuos Stürzt darauf los Mit hochgesträubter Mähne. Er öffnet ihm Voll Ungestüm Den Leib, gleich der Hyäne.

Und rasend wild, Das Herz erfüllt Von mörderlicher Freude, Durchwühlt er dann, Soweit er kann, Des Opfers Eingeweide.

Wie es da schrie, Das arme Vieh, Und unter Angstgewimmer Bald hoch, bald tief Um Hilfe rief Vergess' ich nie und nimmer.

-- Wilhelm Busch

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Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif? – Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir; Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand." –

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? – Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. –

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein." –

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? – Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. –

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt." – Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! –

Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind war tot.

-- Johann Wolfgang von Goethe

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Es saß ein Fuchs im Walde tief. Da schrieb ihm der Bauer einen Brief: So und so, und er sollte nur kommen, ’s wär alles verziehn, was übel genommen. Der Hahn, die Hühner und Gänse ließen Ihn alle zusammen auch vielmals grüßen. Und wann ihn denn erwarten sollte Sein guter, treuer Krischan Bolte. Drauf schrieb der Fuchs mit Gänseblut: Kann nicht gut. Meine Alte mal wieder Gekommen nieder! Im übrigen von ganzer Seele Dein Fuchs in der Höhle.

-- Wilhelm Busch

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Gänsezug

Die erste Gans im Gänsezug, Sie schnattert: "Seht, ich führe!" Die letzte Gans im Gänsezug, Sie schnattert: "Seht, ich leite!"

Und jede Gans im Gänsezug, Sie denkt: "- Daß ich mich breite So selbstbewußt, das kommt daher, Weil ich, ein unumschränkter Herr, Denn Weg mir wähl nach eignem Sinn, All meiner Schritte Schreiter bin Und meine Freiheit spüre!"

-- Marie von Ebner-Eschenbach

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Das alte Schloss

Auf der Burg haus' ich am Berge, Unter mir der blaue See, Höre nächtlich Koboldzwerge, Täglich Adler aus der Höh', Und die grauen Ahnenbilder Sind mir Stubenkameraden, Wappentruh' und Eisenschilder Sofa mir und Kleiderladen.

Schreit' ich über die Terrasse Wie ein Geist am Runenstein, Sehe unter mir die blasse Alte Stadt im Mondenschein, Und am Walle pfeift es weidlich, - Sind es Käuze oder Knaben? - Ist mir selber oft nicht deutlich, Ob ich lebend, ob begraben!

Mir genüber gähnt die Halle, Grauen Tores, hohl und lang, Drin mit wunderlichem Schalle O Langsam dröhnt ein schwerer Gang; Mir zur Seite Riegelzüge, Ha, ich öffne, laß die Lampe Scheinen auf der Wendelstiege Lose modergrüne Rampe,

Die mich lockt wie ein Verhängnis, Zu dem unbekannten Grund; Ob ein Brunnen? ob Gefängnis? Keinem Lebenden ist's kund; Denn zerfallen sind die Stufen, Und der Steinwurf hat nicht Bahn, Doch als ich hinab gerufen, Donnert's fort wie ein Orkan.

Ja, wird mir nicht baldigst fade Dieses Schlosses Romantik, In den Trümmern, ohne Gnade, Brech' ich Glieder und Genick; Denn, wie trotzig sich die Düne Mag am flachen Strande heben, Fühl' ich stark mich wie ein Hüne, Von Zerfallendem umgeben.

-- Annette von Droste-Hülshoff

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Sturmnacht

Im Hinterhaus, im Fliesensaal Über Urgroßmutters Tisch’ und Bänke, Über die alten Schatullen und Schränke Wandelt der zitternde Mondenstrahl. Vom Wald kommt der Wind Und fährt an die Scheiben; Und geschwind, geschwind Schwatzt er ein Wort, Und dann wieder fort Zum Wald über Föhren und Eiben.

Da wird auch das alte verzauberte Holz Da drinnen lebendig; Wie sonst im Walde will es stolz Die Kronen schütteln unbändig, Mit den Ästen greifen hinaus in die Nacht, Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd, Mit den Blättern in Übermut rauschen, Beim Tanz im Flug Durch Wolkenzug Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen.

Da müht sich der Lehnstuhl, die Arme zu recken, Den Rokokofuß will das Kanapee strecken, In der Kommode die Schubfächer drängen Und wollen die rostigen Schlösser sprengen; Der Eichschrank unter dem kleinen Troß Steht da, ein finsterer Koloß. Traumhaft regt er die Klauen an, Ihm zuckt’s in der verlornen Krone; Doch bricht er nicht den schweren Bann. — Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht, Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht, Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster, Klitschend gegen die rasselnden Fenster. Die glupen dumm neugierig hinein — Da drinn’ steht voll der Mondenschein.

Aber droben im Haus Im behaglichen Zimmer Beim Sturmgebraus Saßen und schwatzten die Alten noch immer, Nicht hörend, wie drunten die Saaltür sprang, Wie ein Klang war erwacht Aus der einsamen Nacht, Der schollernd drang Über Trepp’ und Gang, Daß drin in der Kammer die Kinder mit Schrecken Auffuhren und schlüpften unter die Decken.

-- Theodor Storm

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Wassermuhmen

In dem See die Wassermuhmen Wollen ihr Vergnügen haben, Fangen Mädchen sich und Knaben, Machen Frösche draus und Blumen.

Wie die Blümlein zierlich knicksen, Wie die Fröschlein zärtlich quaken, Wie sie flüstern, wie sie schnacken, So was freut die alten Nixen.

-- Wilhelm Busch

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Ruhe und Ordnung

Wenn Millionen arbeiten, ohne zu leben, wenn Mütter den Kindern nur Milchwasser geben – das ist Ordnung. Wenn Werkleute rufen: »Laßt uns ans Licht! Wer Arbeit stiehlt, der muß vors Gericht!« Das ist Unordnung.

Wenn Tuberkulöse zur Drehbank rennen, wenn dreizehn in einer Stube pennen – das ist Ordnung. Wenn einer ausbricht mit Gebrüll, weil er sein Alter sichern will – das ist Unordnung.

Wenn reiche Erben im schweizer Schnee jubeln – und sommers am Comer See – dann herrscht Ruhe. Wenn Gefahr besteht, dass sich Dinge wandeln, wenn verboten wird, mit dem Boden zu handeln – dann herrscht Unordnung.

Die Hauptsache ist: Nicht auf Hungernde hören. Die Hauptsache ist: Nicht das Straßenbild stören. Nur nicht schrein. Mit der Zeit wird das schon. Alles bringt euch die Evolution. So hats euer Volksvertreter entdeckt. Seid ihr bis dahin alle verreckt? So wird man auf euern Gräbern doch lesen: sie sind immer ruhig und ordentlich gewesen.

-- Kurt Tucholsky

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Selbstbetrug

Der Vorhang schwebet hin und her Bei meiner Nachbarin. Gewiß, sie lauschet überquer, Ob ich zu Hause bin.

Und ob der eifersücht'ge Groll, Den ich am Tag gehegt, Sich, wie er nun auf immer soll, Im tiefen Herzen regt.

Doch leider hat das schöne Kind Dergleichen nicht gefühlt. Ich seh', es ist der Abendwind, Der mit dem Vorhang spielt.

-- Johann Wolfgang von Goethe

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