Elizabeth Weil - The Rise of the Climate Anti-Hero. Soup on a van Gogh may be more strategic than it seems. https://nymag.com/intelligencer/article/climate-change-activists-protests-art-antiheroes.html
"Insbesondere die Rekontextualisierung und die Aktualisierung sind Aspekte, auf die ich an dieser Stelle stärker eingehen will. @WtfRenaissance holt die Meisterwerke ins Hier und Jetzt und banalisiert sie, bindet sie in zeitgemäße Kommunikationsformen ein. Die Verfügbarkeit digitalen Bildmaterials macht diese Form der Aneignung möglich. Diese Aktualisierung ist zugleich ein Mittel, das sich die Kunstvermittlung gerne zu Nutze macht. Auch hier werden Parallelen oder Verknüpfungen zur unmittelbaren Lebensrealität der Betrachter_innen gezogen, um Anschaulichkeit herzustellen, Zugänge zu legen und Interaktionen zu provozieren. Diese werden zunehmend durch Hashtags organisiert und verbreitet. Zum Beispiel hat #MuseumOfSelfie Wettbewerbsqualitäten entfaltet. Ziel ist es, das Werk und Smartphone so zu justieren, dass es so aussieht, als würde sich das Bild selbst fotografieren. #MusePose dagegen wurde vom Getty Museum lanciert. Hier stellen die Besucher_innen die Pose in einem Werk nach und posten das Ganze. Das funktioniert umso besser, je exzentrischer die Gestik ist, wie zum Beispiel bei dem Selbstporträt beim Gähnen von Joseph Ducreux, übrigens einem Maler, dessen Werk von der Web 2.0-Kultur in Form von so genannten Internet-Memes insgesamt stark profitiert (Abb. 4). Die Produkte geraten gerne unfreiwillig komisch. Sie sind darüber hinaus Ausdruck eines Kreativitätsparadigmas, das die Gesellschaft dominiert und sich in herausragender Weise in den Sozialen Medien manifestiert. So kann man hier nicht mehr von einem klar geregelten Verhältnis zwischen Rezipient_innen und Produ- zent_innen sprechen. Diesem Trend kommen die Ausstellungshäuser und Museen durch ihre oben angedeuteten Vermittlungsangebote, die sich oft auch im digitalen Rahmen bewegen, nach. Das Nachstellen von Gemälden besitzt eine eigene Geschichte, die in das 18. Jahrhundert zurückreicht. ‚Tableaux vivants‘ wurden aufwändig vorbereitet und aufgeführt. Gleichzeitig gehören Strategien des Reenactment zum Kanon der zeitgenössischen Kunst. Als symptomatisches Beispiel soll an dieser Stelle Edgar Degas dienen. Der Künstler stellte zusammen mit Freunden Die Apotheose des Homer (1827) von Jean-Auguste-Dominique Ingres nach. Nachweislich hatte Degas das Werk auf der Weltausstellung 1855 gesehen, dreißig Jahre später fertigte der Fotograf Walter Barnes ein Foto der Aktion nach Degas’ Regieanweisungen an."
Maria Männig: Historisches Bewusstsein und digitale Herausforderungen in der Kunstgeschichte. Kunstgeschichte 2.0, In: Newest Art History“ Wohin geht die jüngste Kunstgeschichte? Tagungsband zur 18. Tagung des Verbandes österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker. 2015 S. 111f.
Museum Aesthetic ist ein seltsames Schlagwort, wie Haidy Geismar beschreibt, sind das so Bildgenres, die auf Social Media als alltägliche Archive entstehen, durch die Bottom-Up Klassifizierungsstragien der Hashtags greifbar. Wir können es mit anderen, eigenen forschend durchkreuzen, Museumproteste, Kunstberührung, und das ist hier die gezeigte Gegenüberstellung. Die Durchkreuzung passiert in Wirklichkeit im Museum, wir vollziehen sie hier nur nach, von um 1900 bis heute, vom Fotografieren bis zum Klecksen, von der Pose zum Protest. Die Aktionen und Interaktionen in den Museumsräumen akkumulieren sich und zirkulieren in den Netzen, die Abbildungen sind keine Dokumentation, sie sind Teil der politischen Auseinandersetzung. Für eine kritische oder transformative Museologie bleibt es eine wichtige Aufgabe, die Porträts, in ihrer reflexiven oder aktivistischen Strategie, als Teil der Bildwelten von Museen zu begreifen, und als einen essentiellen Teil der Streits um die Sammlungen.
Bilder:
one way to read this is "this man has no idea what he is saying"
another to read this is "this man is terminally online and has excellent comedic timing"
Collections Trust: Revisting Museum Collections (PDF)
Shelly Silver, Girls / Museum. 2020, 71 min
"Museums are institutions that are entrusted to preserve – they are a repository of highly selective views of history and civilization. The artwork presented under the guise of education and expertise, has, in fact, been historically made, collected, curated and contextualized, by men. There is no lack of depictions of women on display, mothers, prostitutes, artist’s models and muses – contemporary, classical and religious figures are all seen through the eyes of male artists.Taking into account this imbalance, through what lens should this work be viewed today?
Girls / Museum is a voyage through the historical art collection of the MdbK/Museum der bildenden Künste Leipzig, guided by the expertise and insights of a group of girls, ages 7 to 19. Moving from artwork to artwork, century to century, they tell us what they see."
Diese kuriosen Hype-Accounts auf Twitter, die klassische Kunst und mit Wikipedia und ChatGPT zusammengeklopfte Threads posten. Was wollen die? Sind die so erfolgreich, weil es eine Sehnsucht nach Halt in einer Geschichte gibt (und kriegen sogar Reposts und Follows von linken Wissenschaftler*innen und Autor*innen), als Reaktion etwa auf das woke und dekoloniale Pluriversum und identitäre Vielfalt? Oder Angst vor dem Sozialismus in einem Land ohne funktionierendes Sozialsystem, also resignierender Selbsthass kombiniert mit reaktionärem Hass? In der Reaktion können wir sie sofort verorten. Noch so ein U-Boot? Runterscrollen hilft manchmal. Rechte Homeschooling Katholiken hypen Klassizismus. Ein Abgrund tut sich auf.
Unstoppable Homeschooling Moms and their Army in Florida:
Das Gegenstück auf Tumblr wäre dann sowas wie #DarkAcademia, als ein pornographischer Rückzug in eine Oxbridge-Ästhetik, denn während für Agamben noch das Pornographische die Abkehr von Leben und Liebe (also Erotik und Kultur) war, so ist nun eine Erotik der Bibliothek und des Museums (#museumaesthetic) die mobilisiert wird gegen lebendige Bewegung, eine Inversion des Öffentlichen in eine neue koloniale Interiorität, vermutlich eine Reaktion auf jeden Abolitionismus.
Double Lover (François Ozon). 2017 (some via)
Scenes at Palais de Tokyo, Paris
Museum Visitors interact with the 'See Yourself on Color TV' exhibit at the Museum of Science and Industry in Chicago, Illinois. (1965)
Postcard from the Chicago museum of science
1965 Worldfair
Zander und Labisch: Nationalgalerie – erster Cornelius-Saal, zweites Obergeschoss, 1897
Ein paar Motive heutiger Publikumsästhetik (#museumaesthetic) sehen wir hier bereits angelegt.