mouthporn.net
#mapping – @fundgruber on Tumblr
Avatar

@fundgruber / fundgruber.tumblr.com

Open Excess
Avatar
Diagramme bedeuten eine teilweise Verwischung der Unterscheidung zwischen Sinn und Notation bzw. zwischen Objekt und Zeichen. Diagramme sind im Wesentlichen ikonisch. Sie sind, was sie bedeuten. Diagramme werden immer innerhalb eines bereits gegebenen Systems von Beziehungen realisiert, das als Umgebung für ihre Einschreibung und Auswahl dient. Diagramme werden also aus vorbestehenden Strukturen ausgewählt, die je nach Fall relativ abstrakt oder konkreter sein können, die aber auf jeden Fall als reale Beziehungssysteme, die bereits in einem differenzierten Feld existieren, instanziiert sind. Diagramme funktionieren nach einer formalen Umkehrbarkeit zwischen Festlegung und Bewertung bzw. zwischen Abstraktion und Auswahl. Ein Diagramm hebt bestimmte Beziehungen zwischen einem lokalen System von Beziehungen hervor, indem es neue Beziehungen aktualisiert, und zwar genau solche, die das Diagramm selbst in Bezug auf seinen Benutzer und seinen Gebrauch bestimmen.

Achim Szepanski, Thomas Nails “Theory of the OBject” (6). 2022 https://non-milleplateaux.de/thomas-nails-theory-of-the-object-6/

Avatar
Die Operationalität ‚klassischer‘ Diagramme ist durch die symbolhafte Repräsentation abstrakter als es in Mediendiagrammen der Fall ist, die das Repräsentierte mittels Icons – ikonisch – abbilden. Durch die hohe Kapazität an Rechenleistung sind heute in Echtzeit Mediendarstellungen möglich, die vor den 2000er Jahren nur schwer zu leisten waren und die neue diagrammatische Lösungen für visuelles Wissen erlauben. So können, wie in den Pra- xisbeispielen auszuführen ist, Tabelle und Scatterplot nicht mit abstrakten Punkten, Linien und ähnlichem, sondern mit Bildrepräsentationen gefüllt werden und neben der räumlichen Verteilung eine zusätzliche Informationstiefe schaffen, die neue visuelle Interpretationen erlaubt. Hier tritt eine ‚Rekonstruktion‘ von Wirklichkeit in diagrammatischen Darstellungen auf. Jede grafische Konstruktion erschafft einen neuen Raum, in den die Datenobjekte übertragen werden, und zwar anhand des Rasters, die dieser Raum vorgibt.

Hunger, F. (2023). Punktwolken. Scatterplots und Tabellen als User-Interfaces Künstlicher 'Intelligenz'. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.7554463 S. 12

„Nur bringen Scatterplots ihre ganz eigenen Probleme mit sich, denn es bleibt, ebenso wie in den zugrundeliegenden gewichteten Netzen (den Convolutional Neural Networks) intransparent, wie sich in ihnen ‚Ähnlichkeit‘ tatsächlich konstituiert. Der Erkenntnisgewinn aus ‚Ähnlichkeitsverteilungen‘ ist daher begrenzt. Andere visuelle Metaphern oder Ordnungsprinzipien sollten weiter erforscht werden.“ S. 35

Avatar

"The complexity and multi-layered nature of “topos” as a category, historically going back to antiquity, provides an opportunity to systematize the interdependencies between categorial elements in the concrete research design. The starting point was the “relationality” of topoi – i.e. the assumptions that a topos needs to be (re)constructed in relation to other topos concepts and that the category “topos” should be defined in relation to other categories. The basic principles observable in this specific context of the development and application of categories are transferable to other contexts. The paper proposes a typology differentiating vertical, horizontal, heuristic and episte"

"A decision in designing the conceptual model is that categories and categorial relations can be organized within a heuristic space. [...] The heuristic space consists of three axes: In addition to the vertical and horizontal relations, there is the diagonal relation between categories that do not belong to the same class. [...] Another important conceptual distinction of the spatial model are three different levels: The level of the textual surface refers directly to the object of investigation, e.g. a text corpus. On the opposite side lies a deep structure, which represents the level of theoretical concepts or interpretations of the realm of phenomena. In the middle or in the space in between, categories and concepts operate, building a bridge between the other two levels."

Maria Hinzmann: Categorial Relations in (Re)constructing Topoi and in (Re)modeling Topology as a Methodology: Vertical, horizontal, heuristic and epistemological interdependencies. Digital Humanities Quarterly Volume 17 Number 3 2023

--------------------------------- Cut zurück zur anderen Notiz über Dietmar Dath's Topologie ---------------------------------

Dietmar Dath - Neptunation. 2019

Über Topologien, und Netzwerke in der digitalen Kunstgeschichte:

Wenn seit Emmy Noether die Kartierungen Teil der mathematischen Forschung sind (vgl. Lee, C. (2013) Emmy Noether, Maria Goeppert Mayer, and their Cyborgian Counter-parts: Triangulating Mathematical-Theoretical Physics, Feminist Science Studies, and Feminist Science Fiction), bis hin zu Maryam Mirzakhani (in Dietmar Daths Nachruferzählung und in der Raumerzählung “Du bist mir gleich” wird das was diese Mathematik mit dem Denken macht in seiner Tragik und transformativen Kraft spürbar), dann ist das was die Netzwerk-Coder (z.B. Fan/Gao/Luo (2007) “Hierarchical classication for automatic image annotation”, Eler/Nakazaki/Paulovich/Santos/Andery/Oliveira/Neto/Minghim (2009) “Visual analysis of image collections”) und Google Arts & Culture in die digitale Kunstwissenschaft eingeführt haben, man kann es nicht anders sagen, das Gegenteil von all dem. Unhinterfragte Kategorien und unhinterfragte konzeptuelle Graphen (also sowohl Lattice Theorie, als auch Topologie ignorierend), werden ohne Binaritäten oder Äquivalente einfach als gerichtete Graphen, entweder strukturiert von den alten Ordnungen, oder, das soll dann das neue sein, als Mapping von visueller Ähnlichkeit gezeigt (vgl. die Umap Projekte von Google oder das was die Staatlichen Museen als Visualisierungs-Baustein in der neuen Version ihrer online Sammlung veröffentlicht haben). Wenn dann das Met Museum mit Microsoft und Wikimedia kooperiert, um die Kontexte durch ein Bündnis von menschlicher und künstlicher Intelligenz zu erweitern - nämlich Crowdsourcing im Tagging, und algorithmisches Automatisieren der Anwendung der Tags, dann fehlen einfach die radikalen Mathematiker*innen, die diese Technologien mit dem Implex der Museumskritik verbinden können, um ein Topos-Coding durchzuführen, das die Kraft hätte den Raum des Sammelns zu transformieren, so das nichts mehr das Gleiche bliebe. Während die heutigen Code-Künstler*innen großteils im Rausch der KI-Industrie baden, bleiben es einzelne, wie Nora Al-Badri (“any form of (techno)heritage is (data) fiction”), die zum Beispiel in Allianz mit einer marxistischen Kunsthistorikerin die Lektüre des Latent Space gegen das Sammeln wenden (Nora Al-Badri, Wendy M. K. Shaw: Babylonian Vision), und so Institutional Critique digitalisieren.

“Was Künstlerinnen und Künstler seit Erfindung der »Institutional ­Critique«, deren früher erster Blüte auch einige der besten Arbeiten von ­Broodthaers angehörten, an Interventionen in die besagten Räume getragen und dort gezündet haben, von neomarxistischer, feministischer, postkolonialer, medienkritischer, ­queerer Seite und aus unzähligen anderen Affekten und Gedanken, die sich eben nicht allesamt auf eine Adorno’sche »Allergie« wider das Gegebene reduzieren lassen, sondern oft auch aus einer ­Faszination durch dieses, einer Verstrickung in sein Wesen und Wirken geprägt war, liegt in Archiven bereit, die ausgedehnter und zugänglicher sind als je zuvor in der Bildgeschichte. Den Tauschwert dieser Spuren bestimmen allerorten die Lichtmächte. Ihr Gebrauchswert ist weithin unbestimmt. Man sollte anfangen, das zu ändern.” Dietmar Dath Sturz durch das Prisma. In: Lichtmächte. Kino – Museum – Galerie – Öffentlichkeit, 2013. S. 45 – 70

Avatar
Erst mit der Digitalisierung von raumbezogenen Daten und ihrer zunehmend freien Verfügbarkeit, z.B. im Internet, sind Karten in vielfältiger Form einem großen Teil der Bevölkerung in den Industrieländern zugänglich und können mit einfach zu nutzenden Werkzeugen wie Softwareschnittstellen und Web-Interfaces für eigene Zwecke erstellt und modifiziert werden. Eine besondere Bedeutung nimmt bei der verbesserten Zugänglichkeit von Karten das OpenStreetMap-Projekt ein, das frei nutzbare Geodaten sammelt, mit denen eigene Karten erstellt werden können. Das hat zur Folge, dass die Grenze zwischen Kartenherstellern und -nutzern zunehmend verschwimmt und immer mehr unterschiedliche Interpretationen des Raums allgemein zugänglich sind. Trotz dieser Demokratisierung bleiben Karten aber meist nur ein Abbild einer einzigen Sichtweise auf einen Raum, in der oft gesellschaftliche und räumliche Hierarchien zum Ausdruck kommen.

Tobias Morawski, Reclaim Your City. Assoziation A 2014, S. 141

You are using an unsupported browser and things might not work as intended. Please make sure you're using the latest version of Chrome, Firefox, Safari, or Edge.
mouthporn.net